Lehre

Lehre

Mit ihren Programmen bietet die Stiftung Bauhaus Dessau ein vielfältiges Angebot zur künstlerischen, wissenschaftlichen und forschenden Auseinandersetzung mit dem Erbe des Bauhauses in Dessau sowie zu Bildung und Vermittlung.

Bauhaus Lab

Das Bauhaus Lab ist ein experimentelles Format, bei dem das Erforschen und Herausstellen eines ausgewählten Gegenstands der Geschichte moderner Gestaltung miteinander verknüpft werden. Das im Zentrum des Programms stehende Objekt interessiert aufgrund seiner Thesenhaftigkeit: Die disziplinenübergreifende Auseinandersetzung mit seinen materiellen Gegebenheiten, historischen Verflechtungen, spekulativen Pfaden und geistigen Impulsen setzt der Eindeutigkeit der vorherrschenden Geschichtsschreibung der Moderne eine Vieldeutigkeit und Vielstimmigkeit von Möglichkeiten einer anders verlaufenen Vergangenheit und Gegenwart entgegen. Das dreimonatige postgraduale Programm richtet sich an junge Professionelle der Architektur, des Designs und der Ausstellungspraxis. Die als Ergebnis der Recherchen und Feldstudien gemeinsam erarbeiteten Ausstellungen und Publikationen leisten einen Beitrag zu einer alternativen kritischen Geschichtsschreibung der Bauhaus- und Modernegeschichte.

After modern brightness: Ecologies of light

In seiner Autobiografie aus dem Jahr 1963 kritisierte Richard Buckminster Fuller das Bauhaus, weil es sich nur mit „Problemen der Veränderung der Oberfläche von Endprodukten“ beschäftigte und sich nie mit den Installationen befasste, die in den Wänden des Gebäudes verborgen waren.

Mit mehr als 300 Glühbirnen, die im gesamten Gebäude installiert waren, glich das Bauhaus 1926 einer glühenden Glasstruktur. Die elektrische Beleuchtung war dabei Medium und Material zugleich und diente als geeignete Möglichkeit, die Infrastrukturen und Ströme der Elektrizität zu verbergen. Darüber hinaus führte die Verbreitung von künstlichem Licht zu radikal neuen gesellschaftlichen Vorstellungen über das Verhältnis von Tag und Nacht sowie Licht und Dunkelheit und wies der Dunkelheit einen Platz außerhalb dessen zu, was als modern und fortschrittlich galt.

Am Bauhaus wurde die Glühbirne selbst zum Vorbild für die Gestaltung von Beleuchtungskörpern; ihre technische Form galt als radikalster Ausdruck von Funktionalität. Das strahlende Glasgebäude war jedoch in eine globale Struktur von miteinander vernetzten Akteuren der Licht- und Elektrizitätsindustrie eingebettet, allen voran OSRAM und AEG. Ausgehend von Marianne Brandts klassischer Pendelleuchte mit einer Zweizonen-Glaskugel untersucht das Bauhaus Lab 2025 den elektrischen Strom von den Bakelit-Schaltern über die Kabel und Anschlüsse bis hin zu den Kraftwerken und Infrastrukturen der Stromversorgung. Das Programm greift nicht nur Fullers Kritik auf, sondern fragt auch danach, wie die Gestaltung zukünftiger Lichtverhältnisse aussehen könnte – eine Gestaltung, die dazu beiträgt, die mit der allgegenwärtigen Helligkeit einhergehende Lichtverschmutzung einzudämmen und die neue Möglichkeiten des Umgangs mit der Dunkelheit eröffnet.

Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen

Die Stiftung Bauhaus Dessau lädt ein, sich für das Programm zu bewerben. Bewerbungen senden Sie bitte mit Lebenslauf, Mappe und Interessenbekundung (in englischer Sprache) an Dr. Regina Bittner, Leiterin des Programms: lab [at] bauhaus-dessau.de. Alle Bewerbungsunterlagen sollten als eine zusammengefasste PDF-Datei eingereicht werden; Dokumente mit einer Dateigröße von mehr als 10 MB sollten am besten per Download-Link geteilt werden.

Das Auswahlverfahren besteht aus zwei Stufen: Im ersten Schritt wählt eine internationale Jury eine Anzahl von Bewerbungen aus, die in die engere Auswahl kommen; diese Kandidat*innen werden dann zu Zoom-Gesprächen mit dem Programmteam eingeladen. Die Kandidat*innen, die in die engere Wahl kommen, werden bis zum 1. Februar 2025 benachrichtigt, die Interviews finden kurz danach statt.

Fragen zum Bewerbungs- und Auswahlverfahren sowie zum Programm selbst können an lab [at] bauhaus-dessau.de gerichtet werden. Wir begrüßen insbesondere Bewerbungen von Kandidat*innen mit Profilen, die in akademischen und kulturellen Institutionen des globalen Nordens bisher marginalisiert wurden. Die Stiftung Bauhaus Dessau wird sich bemühen, Bewerber*innen außerhalb des Schengen-Raums bei den Visa-Formalitäten zu helfen.

Forschungsgebiet
Global Modernism Studies
Sprache
Englisch
Dauer
3 Monate
Anzahl der Teilnehmer
bis zu acht
Zielgruppe
Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus den Bereichen Architektur, Kunst, Design, Kuratieren und verwandten Disziplinen
Konditionen
Die Teilnahme ist kostenlos, und alle Teilnehmer*innen haben rund um die Uhr Zugang zu den Arbeitsräumen im Bauhausgebäude. Außerdem erhalten die Teilnehmer*innen ein Tagegeld von 24,– Euro. Das Programm beinhaltet Exkursionen; die dabei anfallenden Reise- und Übernachtungskosten werden von der Stiftung Bauhaus Dessau übernommen.
Angestrebtes Resultat
Gemeinschaftsausstellung im Bauhausgebäude als Teil des Jubiläumsprogramms 2025/2026 der Stiftung Bauhaus Dessau
Anbieter
Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau
Bewerbung
bis 19. Januar 2025
Laufzeit
5.5. bis 31.7.2025

Prof. Dr. Regina Bittner
Projektleitung
bittner@bauhaus-dessau.de

Philipp Sack
Projektmanagement
sack@bauhaus-dessau.de

Open Studios

Das Bauhaus gilt bis heute als einer der herausragenden Lernorte für künstlerische und gestalterische Bildung. Mit den Open Studios – Teaching Models knüpft die Stiftung Bauhaus Dessau an dieses pädagogische Erbe an. Studierende und Lehrende von Universitäten, Kunsthochschulen und Bildungsinitiativen sind in die historischen Werkstätten des Bauhauses eingeladen, um zeitgemäße Modelle gestalterischer Pädagogik zu entwickeln und anzuwenden. Die Themen bewegen sich dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sie beziehen sich auf die Pädagog*innen des historischen Bauhauses und greifen aktuelle Debatten der Ausbildung von Gestalter*innen auf.

Das Vorkursmodul der Open Studios beschäftigt sich mit der Frage, welche Bedeutung die Modelle aus dem Vorkursunterricht am Bauhaus für die Gegenwart haben. Anhand ausgewählter Studierendenarbeiten aus der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau werden verschiedene historische Aufgabenstellungen zu den Themen Material, Wissen und Mensch untersucht und spekulativ übertragen. Die Teilnehmenden können auf diese Weise die Bauhauslehre sinnlich nachvollziehen und historisch ins Verhältnis zu aktuellen Ansätzen in der Gestaltungsbildung setzen.

Das Vorkursmodul kann vor Ort im Bauhausgebäude und auch digital durchgeführt werden.

Sprache
Englisch oder Deutsch
Dauer
2 bis 7 Tage
Zielgruppe
Internationale Studierendengruppen der Bereiche Architektur oder Design, der Kulturwissenschaften oder vergleichbarer Studiengänge
Konditionen
Die Stiftung Bauhaus Dessau stellt kostenfrei einen geeigneten Raum im Bauhausgebäude zur Verfügung und bietet eine individuell abgestimmte wissenschaftliche Begleitung des Programms an. Reise,- Übernachtungs- und Materialkosten für das Studio sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen bzw. über deren Hochschule zu finanzieren.
Anbieter
Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau
Bewerbung
für Hochschullehrende ganzjährig möglich
Laufzeit
Frühjahr und Herbst

Die Stiftung Bauhaus Dessau begrüßt Bewerbungen für das Programm. Ihre Bewerbung oder Fragen senden Sie bitte an: klaus@bauhaus-dessau.de

Prof. Dr. Regina Bittner
Programmleitung
bittner@bauhaus-dessau.de

Katja Klaus
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
klaus@bauhaus-dessau.de

Master

Nirgendwo sonst war das moderne Verständnis von Gestaltung so ausgeprägt wie am Bauhaus Dessau, das überholten Traditionen eines Designs als Stil misstraute und sie durch Materialforschung sowie neue Verbindungen zwischen Technik, Wissenschaft und Handwerk ersetzte. Diese Grundhaltung forschenden Gestaltens ist der geeignete Ausgangspunkt für die heutige Hinterfragung der mit Design verbundenen Begriffe von Wissen und Zukunft. Konzepte, Haltungen und Wirkungen von Design als Konstrukt vielfältiger kultureller, sozialer, ökologischer und politischer Zusammenhänge und als Form der Wissensproduktion werden im Studiengang COOP Design Research aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Dazu gehören auch das Nachdenken über radikale erkenntnistheoretische Verschiebungen im Selbstverständnis von Designer*innen und Architekt*innen, die Kritik, Distanzierung und Überprüfung hegemonialer westlicher Designideologien und der Versuch, diese in den Zusammenhang mit zeitgenössischen Diskussionen und Praktiken der Dekolonisation zu stellen.

Das einjährige englischsprachige Masterprogramm ist eine akademische Kooperation zwischen der Stiftung Bauhaus Dessau, der Hochschule Anhalt und der Humboldt-Universität zu Berlin. Bestehend aus den drei Hauptmodulen Design as research, Design as education und Design as projection verbindet der Studiengang unterschiedliche Formate des Lernens und Lehrens, um einen Austausch von Disziplinen, Arbeitsweisen und Sparten zu initiieren. Im zweiten Semester wird eine Masterthesis erarbeitet, in deren Themenspektrum auch Beiträge zur internationalen Bauhausforschung möglich sind. Das Programm versteht sich sowohl als vorbereitender Schritt auf ein Promotionsstudium als auch als theoretische Bereicherung für die angewandte Designforschung und -praxis.

Programm: COOP Design Research

Abschluss
Master of Science
Sprache
Englisch, Thesis auch in Deutsch möglich
Dauer
zwei Semester (60 ECTS)
Inhalt
Forschung und Gestaltung
Zielgruppe
Internationale Studierende
Kosten
Studiengebühren 1.250 Euro pro Semester
Voraussetzung
Bachelor (240 ECTS)/Master in Architektur oder Design, der Kulturwissenschaften oder vergleichbarer Studiengänge/mindestens ein Jahr Berufspraxis
Anbieter
Stiftung Bauhaus Dessau und Hochschule Anhalt in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin
Bewerbung
16. Dezember 2024 – 15. Mai 2025
Laufzeit
1. Oktober 2025 – 30. September 2026

Prof. Dr. Regina Bittner
Stiftung Bauhaus Dessau
bittner@bauhaus-dessau.de

Prof. Dipl.-Ing. Stephan Pinkau
Hochschule Anhalt
info@coopdesignresearch.de

Kooperationspartner*innen

Study Rooms

Jahr für Jahr sind über hundert Menschen aus aller Welt direkt an den verschiedenen Bildungsprogrammen der Stiftung Bauhaus Dessau beteiligt: Die Bauhaus Study Rooms bieten den Absolvent:innen der Bauhausprogramme eine Möglichkeit der Vernetzung und richten sich gleichzeitig an eine interessierte lokale und internationale Öffentlichkeit. Sie schaffen temporäre transversale Lernräume, bei denen Bedingungen der kollektiven Wissensproduktion erforscht und erlebt werden können. In experimentellen Workshops, runden Tischen und Rundgängen werden aktuelle Fragestellungen der Stiftung aus der Sicht der verschiedenen Programme diskutiert.

Was kommt nach der Industrie? Wie kann ein Strukturwandel sozial und ökologisch gerecht gestaltet werden? Die Bauhaus Study Rooms finden 2024 in Kooperation mit dem Festival OSTEN in Dessau und Bitterfeld-Wolfen statt und widmen sich den postindustriellen Konditionen des Designs.

Dr. Vera Lauf
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
lauf@bauhaus-dessau.de

Schulen des Aufbruchs

Unter dem Titel Schulen des Aufbruchs hat die Stiftung Bauhaus Dessau einen digitalen Atlas entwickelt, der Forschungen zu den globalen Wechselbeziehungen der Bauhaus-Pädagogik mit Reformprojekten in der Gestaltungslehre im 20. Jahrhundert zusammenführt. Erste Fallstudien zu Hochschulen in Brasilien, Albanien, Schweden, Großbritannien und dem ehemaligen Jugoslawien konnten im Zuge einer einjährigen Projektförderung durch das Ministerium für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt erarbeitet werden. Mit einer Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes wird dieser digitale Atlas im Jahr 2022 unter dem Titel Travelling Concepts: Art and Design Education Beyond the Bauhaus durch neue Module und Funktionen erweitert.

Begleitend dazu ist nun das 4. E-Journal „Maschinenlernen in der Gestaltungslehre“ online verfügbar.

In einer Reihe von Essays, Interviews mit Zeitzeug*innen, fotografischer und filmischer Dokumentationen zu Archivmaterialien werden internationale Schulexperimente vorgestellt und im Netzwerk kartiert. Moderne Mapping-Verfahren schaffen dabei eine dynamische räumliche Visualisierung von Datensätzen zu Kunst- und Gestaltungsschulen nach dem Bauhaus. Sie veranschaulichen den Nutzer*innen, auf welche Art und Weise, in welchen institutionellen Formen und in welchem besonderen lokalen bzw. geopolitischen Kontext Aspekte der Bauhauspädagogik übersetzt und dabei weiterentwickelt wurden. Die Gestaltung und Programmierung der Plattform oblag dem „Offshore Studio“ aus Zürich. Entwickelt wurde eine grafische Benutzeroberfläche, die sich durch eine experimentelle, zugleich einprägsame und intuitive Gestaltung auszeichnet.

Mit dem Projekt können folglich ganz neue Narrative zu den kulturellen Auswirkungen des Bauhauses als pädagogisches Modell erschlossen werden. Statt vom „Einfluss“ des Bauhauses und vom Bauhaus als „Zentrum“ mit Bewegung in die außereuropäische „Peripherie“ auszugehen, macht der digitale Atlas die vielfältigen Verflechtungen sichtbar.

Schulen des Aufbruchs richtet sich sowohl an Studierende, Lehrende, Wissenschaftler*innen, Kurator*innen und Bauhausforscher*innen aus dem In- und Ausland als auch an ein kulturinteressiertes allgemeines Publikum. Der Atlas wird neben der offenen Anwendung auf der Online-Plattform auch in den Bildungsprogrammen der Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau (Bauhaus Open Studios, Bauhaus Master Programm Coop Design Research, Bauhaus Lab) zum Einsatz kommen. Im Rahmen bestehender und zukünftiger Projektkooperationen können darüber hinaus externe Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierende anlassbezogen eingeladen werden, Inhalte zu editieren, eigene Recherchen zu ergänzen und Datenmaterial mittels des Visualisierungswerkzeugs kuratorisch aufzubereiten, um daraus thematische Online-Präsentationen für den digitalen Atlas zu generieren. Durch die Förderung der Kulturstiftung des Bundes wird der digitale Atlas durch zwei Ausgaben eines e-Journals sowie weitere Vermittlungsmodule ergänzt.

Im Rahmen der Digitalen Agenda für das Land Sachsen-Anhalt wird das Projekt anteilig gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt. Travelling Concepts: Art and Design Education Beyond the Bauhaus wird entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

gefördert durch:

Katja Klaus
Projektverantwortliche
klaus@bauhaus-dessau.de

Philipp Sack
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
sack@bauhaus-dessau.de