Forschung

Forschung

Forschung

Neben dem Bewahren, Pflegen und Vermitteln hat die Stiftung Bauhaus Dessau auch das Erforschen ihres historischen Erbes zur Aufgabe. Als wissenschaftliche Forschungsinstitution ist die Stiftung Bauhaus Dessau mit der internationalen Bauhausforschung vernetzt und prägt diese durch eigene Projekte und Publikationen maßgeblich mit.

Zwei Hände mit weißen Handschuhen halten ein Bruchstück einer alten Glasscheiben.
c
Luxferprisma aus dem Bauforschungsarchiv der Stiftung Bauhaus Dessau
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Tenschert, Yvonne, 2023

Schwerpunkte der Forschung in Dessau sind außer der wissenschaftlichen Bearbeitung der Neuzugänge in die Sammlung Themen wie Bauhaus und Migration, Bauhaus im Text und die jüngere Geschichte des Bauhauses Dessau auf dem Weg von der DDR bis zur heutigen Stiftung.

Darüber hinaus wird daran gearbeitet, das Wissen auf digitalen Plattformen zugänglich zu machen. Regelmäßig erscheinen zudem Publikationen zu relevanten Bauhausthemen, unter anderem in der Bauhaus Edition und in der Bauhaus Taschenbuchreihe.

Das Projekt Bauhaus im Text beschäftigt sich mit dem textlichen Erbe des historischen Bauhauses, das erstmals in den Blick der Forschung gerückt wurde. Bislang gab es keine vollständige Übersicht der Texte, die Bauhäusler*innen von 1919 bis 1933 verfassten. Der 1962 von Hans Maria Wingler herausgegebene Band „Das Bauhaus: Weimar, Dessau, Berlin 1919–1933“ beinhaltet zwar eine erste Sammlung literarischer Texte, die am Bauhaus entstanden sind, doch handelt es sich dabei lediglich um eine Auswahl einzelner Autor*innen oder bestimmte Bereiche. Dies bildete den Anlass, diese Lücke in der Bauhausforschung zu vervollständigen und die Texte für Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt digital zugänglich zu machen.

Neben diesem kommentierten Verzeichnis aller Schriften und Quellen arbeitete die Stiftung Bauhaus Dessau an zwei digitalen Beispieleditionen: Zum einen untersuchten die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen anhand der von kommunistischen Student*innen veröffentlichten Zeitschrift „bauhaus. sprachrohr der studierenden. organ der kostufra“ das politische Leben und Wirken am Bauhaus. Zum anderen wurde das theoretische Werk des Stadtplaners, Architekten und Bauhauslehrer Ludwig Hilberseimer kritisch hinterfragt. Dafür konzentrierten sich die Wissenschaftler*innen auf sein Buch „The New City. Principles of Planning“ und auf Hilberseimers Vorarbeiten, die am Dessauer Bauhaus 1928/29 begannen.

Das zweijährige Projekt wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt mit insgesamt 620.000 Euro gefördert und steht auf der Internetseite der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) zur Verfügung.

Zum hundertjährigen Bestehen des Bauhauses öffneten in Deutschland drei neue Bauhaus-Museen ihre Türen für das Publikum. Die Museen in Weimar, Dessau und Berlin knüpfen an die transnationale Geschichte der Bauhaus-Exponate an, die in hundert Jahren globaler Aneignung und Sammlung gewachsen ist. Für die kanonische Repräsentation der modernen Kunst und des Designs im zwanzigsten Jahrhundert ist das Bauhaus eine Konstante. Das Werk des Bauhauses, das in der kurzen, aber enorm produktiven Zeit zwischen 1919 und 1933 entstand, ist untrennbar mit seiner dramatischen Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert verbunden, von der Schließung bis zu Vertreibung und Exil.

Von Anfang an diente das Bauhaus als internationale Plattform für eine weitreichende europäische und internationale Avantgardebewegung in Architektur, Kunst und Design. Als solche bildete die Schule selbst ein vitales, globales Netzwerk. In den letzten Jahren hat die Geschichtswissenschaft versucht, sich durch eine Synthese globaler Perspektiven von restriktiven, national geprägten Identitätsvorstellungen zu lösen. Auch die Stiftung Bauhaus Dessau hat sich diesem neuen Ansatz der Geschichtsschreibung verschrieben.

Die Konferenz Collecting Bauhaus brachte internationale Experten aus öffentlichen und privaten Institutionen mit Bauhaus-Sammlungen zusammen. Ziel war es, die weltweit verstreuten Objekte und Sammlungsgeschichten des Bauhauses zu diskutieren, Ausstellungs- und Vermittlungsstrategien zu überdenken und zu überlegen, wie Museen im 21. Jahrhundert von diesen globalen Verflechtungen profitieren können. Die Konferenz konzentrierte sich auf die Provenienz, die Verlagerung und die wechselnden Eigentumsverhältnisse von Bauhaus-Objekten und bildete den Abschluss des Jubiläumsjahres der Stiftung Bauhaus Dessau, während sie gleichzeitig eine Reihe von Kooperationsprojekten einleitete.

c
„Schulen des Aufbruchs“ – Digitaler Atlas, Hybride Redaktionssitzung, Bauhausgebäude, Werkstattflügel, 16.11.2022
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Tenschert, Yvonne, 2022