Chronologie

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Direktor: Walter Gropius
Trägerschaft: Freistaat Sachsen-Weimar-Eisenach (1919/20), Land Thüringen (ab 1920)

Walter Gropius führt die Großherzogliche Hochschule für bildende Kunst in Weimar sowie die Großherzogliche Kunstgewerbeschule zusammen und gründet im April 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar. Das Ziel ist anspruchsvoll: eine Erneuerung von Lehre, Architektur, Handwerk und Kunst. Mit Vorkurs, Formen- und Farbenlehre sowie der praktischen Ausbildung in den Werkstätten wird auf ein vielfältiges Bildungskonzept, auf schöpferische Methoden und auf die individuelle Entfaltung gestalterischer Talente der Studierenden gesetzt. Bei den thüringischen Wahlen im Februar 1924 schließen konservative und rechte Parteien eine Allianz und erlangen die Mehrheit im Parlament. Dem ihnen unliebsamen Bauhaus kürzen sie zum Ende des Jahres massiv den Etat und kündigen den Meistern „vorsorglich“ zum 1. April 1925. Am 26. Dezember 1924 erklärt das Bauhaus die Auflösung der Schule in Weimar.

Direktoren: Walter Gropius (bis 1928),

Hannes Meyer (1928–1930),

Ludwig Mies van der Rohe (ab 1930)

Trägerschaft: Stadt Dessau

Mit dem Aus in Weimar vor Augen erhält das Bauhaus aus mehreren Städten Angebote zur Fortführung der Schule. Die Wahl fällt auf Dessau – eine aufstrebende Industriestadt, die sozialdemokratisch regiert wird. Zu den wichtigsten Firmen vor Ort zählen die Junkers-Werke. Mit dem bereits in Weimar von Gropius ausgerufenen Kurswechsel hin zu „Kunst und Technik – eine neue Einheit“ wird ein strategischer Wandel des Bauhauses vollzogen. Dabei wendet sich die Schule von der Handwerksorientierung ab und konzentriert sich auf die Entwicklung von Prototypen für die industrielle Serienfertigung.

1926 erhält das Bauhaus Dessau den offiziellen Status Hochschule für Gestaltung. Am 4. Dezember des Jahres kann es mit dem Bauhausgebäude nicht nur sein eigenes Schulgebäude, sondern auch die Meisterhäuser und die ersten Siedlungshäuser in Dessau-Törten, inklusive dem Stahlhaus, der internationalen Öffentlichkeit vorstellen. Bis 1932 entstehen zahlreiche weitere Bauhausbauten wie das Konsumgebäude, das Arbeitsamt und das Kornhaus. Die sieben Jahre in Dessau gelten als die produktivsten und erfolgreichsten des Bauhauses. 1928 übernimmt Hannes Meyer die Leitung. Mit ihm rückt ein starker sozialer und genossenschaftlicher Gestaltungsanspruch in den Mittelpunkt. Begleitet von einem wissenschaftlich fundierten Unterricht, systematischer Bedarfsermittlung, detaillierter Funktionsanalyse und zweckmäßiger Konstruktion führt er erfolgreich die weitere Hinwendung der Werkstätten des Bauhauses zu einer auf die industrielle Produktion ausgerichteten Gestaltung durch. Mit dem Erstarken der NSDAP in Dessau und Anhalt wird Hannes Meyer zum 1. August 1930 fristlos gekündigt. Seinem Nachfolger Ludwig Mies van der Rohe obliegt die Aufgabe einer Entpolitisierung der Schule. Darüber hinaus reduziert er den Vorkurs und schafft ihn 1932 komplett ab. Die Arbeit der Werkstätten beschränkt sich auf die Zuarbeit zur Baukunst.

Am 22. August 1932 beschließt der Dessauer Gemeinderat auf Antrag der NSDAP, das Bauhaus zum 1. Oktober zu schließen.

Nach Schließung des Bauhauses wird das Gebäude nicht wie zunächst vorgesehen abgerissen sondern zur Nachnutzung angepasst. Es dient unter anderem als Landesfrauenarbeitsschule und Amtswalterschule für den Gau Magdeburg.

Direktor: Ludwig Mies van der Rohe
Trägerschaft: Privatinstitut

Ludwig Mies van der Rohe führt die Schule als Privatinstitution in einem Fabrikgebäude in Berlin-Steglitz weiter. Finanziell möglich machen das zum einen Lizenzeinnahmen und zum anderen die bis 1935 vertraglich zugesicherte Fortzahlung der Gehälter der Lehrenden aus Dessau. Die ehemalige Hochschule für Gestaltung bekommt nun den Untertitel Freies Lehr- und Forschungsinstitut.

Nach einer inszenierten Durchsuchung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wird das Bauhausgebäude in Berlin am 11. April 1933 versiegelt. Am 20. Juli beschließen die Lehrkräfte, das Bauhaus aufzulösen.

Im März 1945 wird auch das Bauhausgebäude beim Bombenangriff auf Dessau getroffen. Die feingliedrige Stahl-Glas-Fassade ist nun so beschädigt, dass sie größtenteils abgenommen werden muss. Bereits 1945 unternimmt der wieder eingesetzte Oberbürgermeister Fritz Hesse, unterstützt durch Hubert Hoffmann und Carl Fieger sowie weitere ehemalige Bauhäusler*innen, den Versuch der institutionellen Wiederbelebung des Bauhauses. 1946/47 muss man die Wiederherstellungspläne allerdings als gescheitert betrachten und feststellen, dass es noch immer Vorbehalte gegen das Bauhaus und das Neue Bauen gibt. Das Bauhausgebäude wird aber weiter genutzt, die Glasfassade des Werkstatttrakts mit Ziegelmauern verfüllt und Holzfenster eingesetzt.

Die Raumaufteilung im Inneren wird an die damaligen Bedürfnisse und technischen Anforderungen der Nutzung angepasst. Nach 1948 sind hier Werkstätten für die Ausbildung im Baugewerbe und neben einer Gymnastikhalle auch eine Lehrbaustelle für das Maurer- und Zimmerhandwerk untergebracht. Mitte der 1950er Jahre beginnen erneut Umbaumaßnahmen an der Gebäudehülle des Werkstattflügels. Die Ziegelsteinmauern werden großflächig geöffnet. Anstelle der kleinformatigen Holzfenster werden umlaufende Fensterbänder aus Stahl eingefügt und die Wandflächen und Brüstungen hell verputzt. Damit gleicht man das Erscheinungsbild des Werkstattflügels jenem des Nordflügels an.

Viele Menschen stehen vor der Ecke des Bauhausgebäudes – einige begrüßen sich freudig. Im Hintergrund weht die Fahne der Deutschen Demokratischen Republik.
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Bauhausgebäude, 1976
© Stiftung Bauhaus Dessau

Direktoren: Georg Opitz und ab 1986 Michael Siebenbrodt
Trägerschaft: Stadt Dessau, inhaltliche Aufsicht bis 1986: Hochschule für Architektur und Bauwesen (HAB) Weimar (Stelle Opitz von dort finanziert)

Bereits in den 1960er-Jahren nahm die Anerkennung des Bauhauses als kulturelles Erbe in der DDR zu. In diesem Kontext wird das Bauhausgebäude 1976 zu seinem 50-jährigen Bestehen denkmalgerecht rekonstruiert und das Wissenschaftlich-Kulturelle Zentrum (WKZ) gegründet. In dieser Zeit beginnt auch der Aufbau der heutigen Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau, und die Bauhausbühne wird reaktiviert. Das WKZ entwickelt sich darüber hinaus zu einer wichtigen Institution und zu einem Forum für den Austausch zu Städtebau, Architektur und Stadtentwicklung.

Rektor der HAB: Bernd Grönwald
Trägerschaft: HAB Weimar

Die Sektion Gebietsplanung und Städtebau, die 1969 an der HAB in Weimar gegründet wurde, ist die einzige Ausbildungsstätte für Stadtplaner*innen und Städtebauer*innen in der DDR. Der Sektion angegliedert ist zudem das WBI, ein Weiterbildungsinstitut für berufstätige Planer*innen und Architekt*innen. Einen wichtigen Impuls gibt die 1976 begonnene Bauhausforschung und -rezeption. Damit setzt eine positive Neubewertung des Erbes ein, die letztlich auch Impulse zur umfänglichen Sanierung des Bauhausgebäudes in Dessau 1976 gibt. Über die Bauhausforschung verbreitern sich auch die Kontakte in die Bundesrepublik. Seit 1996 trägt die HAB den Namen Bauhaus-Universität Weimar.

Leitung: Karl-Heinz Burmeister
Trägerschaft: Amt für industrielle Formgestaltung (AiF)

Das in Berlin ansässige Amt für industrielle Formgestaltung (AiF) ist von 1972 bis 1990 die staatliche Einrichtung für Planung, Leitung und Überwachung der industriellen Formgestaltung in der DDR und auch zuständig dafür, Strategien für den Export zu entwickeln. Bezugnehmend auf die Impulse und Wirkungen, die vom Bauhaus Dessau für die industrielle Formgestaltung ausgingen, richtet das AiF ein Bildungszentrum im Bauhausgebäude ein.

Direktor: Rolf Kuhn (ab 1987)
Trägerschaft: Bauhauskuratorium (Ministerium für Bauwesen [MfB], AiF, Kulturministerium der DDR)

1986 eröffnet das Bauhaus Dessau – Zentrum für Gestaltung. Es bietet Planer*innen, Architekt*innen, Designer*innen und Künstler*innen Raum für Experimente und eine kritische Auseinandersetzung mit dem DDR-Wohnungs- und Städtebau sowie den industriell überformten Landschaften. Damit sollen konkrete Veränderungen angestoßen und ausprobiert werden. Eine wichtige Rolle spielen die Internationalen Walter-Gropius-Seminare (1987 und 1989).

1989 wird der Begriff des Industriellen Gartenreichs geboren. Dabei sollen Reformideen des 19. und 20. Jahrhunderts als Anregung für Transformationsprozesse in der mitteldeutschen Industrieregion genommen werden. Diese sozial und ökologisch orientierte Planungspraxis erarbeitet Entwicklungsstrategien für Dessau und die Region.

Direktor: Rolf Kuhn
Trägerschaft: Bundesrepublik Deutschland (zwischenzeitlich), nach Gründung 1990: auch Land Sachsen-Anhalt

Direktor*innen: Rolf Kuhn (1994–1998)
Omar Akbar (1998–2009)
Philipp Oswalt (2009–2014)
Claudia Perren (2014–2020)
Barbara Steiner (seit 2021)
Trägerschaft: Stiftung öffentlichen Rechts, Stiftungsrat (Bundesrepublik Deutschland, Land Sachsen-Anhalt und Stadt Dessau)

1994 wird die künstlerisch-wissenschaftlich ausgerichtete Stiftung Bauhaus Dessau mit dem Auftrag gegründet, das Bauhauserbe in Form der Bauten, der Sammlung und der Vielfalt der Themen zu Architektur, Design und Kunst zu erforschen, zu erhalten und zu vermitteln.

Heute arbeitet die Stiftung Bauhaus Dessau historisch reflexiv und fragt nach den Bedeutungen und den Potenzialen des Bauhauserbes für das 21. Jahrhundert. Dies geschieht im Wissen darüber, dass sich die historischen Erzählungen über das Bauhaus und seine Wirkungsgeschichte längst vervielfältigt haben. Auch hat man sich in diesem Prozess zunehmend von den rein auf Europa bezogenen Darstellungen mit verallgemeinernden Geltungsansprüchen verabschiedet.

Seit der Schließung des Bauhauses 1932 gibt es weltweit viele Bezugnahmen auf das Bauhaus. Zahlreiche Bauhäusler*innen gehen während der Zeit des Nationalsozialismus ins Exil und tragen neben den vielen heimkehrenden internationalen Studierenden aus 29 verschiedenen Ländern zur Verbreitung von Bauhausideen in der ganzen Welt bei: sei es in den Nachfolgeinstitutionen wie dem New Bauhaus in Chicago (gegründet 1937) oder dem Black Mountain College in North Carolina (gegründet 1933), sei es in der Weißen Stadt in Tel Aviv oder über Ausstellungen in wichtigen Museen weltweit.

In Westdeutschland tritt ab 1953 die Hochschule für Gestaltung in Ulm mit dem Anspruch an, im Geist des Bauhauses weiterzuarbeiten. Die Ulmer Hochschule wird bis zu ihrer Schließung 1968 zu einer international bedeutenden Gestaltungshochschule.

Das Forschungs- und Ausstellungsprojekt „bauhaus imaginista“ widmet sich 2019 den transkulturellen Verflechtungen und Migrationsgeschichten des Bauhauses. Hier verlässt die Bauhausgeschichte das Korsett einheitlicher westlicher Geschichtsschreibung. Der vielfältige, Nationen überschreitende Gedankenaustausch und Begegnungen, in denen Bauhauskonzepte in verschiedenen kulturellen und geografischen Zusammenhängen übersetzt, verändert oder auch infrage gestellt wurden, steht im Mittelpunkt der Forschung.

Neben der Stiftung Bauhaus Dessau gibt es zwei weitere Bauhäuser mit umfassenden Sammlungen: das Bauhaus-Museum Weimar und das Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung in Berlin. In der Bauhaus Kooperation, einer gemeinnützigen Gesellschaft, führen die drei Einrichtungen heute regelmäßig institutionenübergreifende Projekte durch.

Das Bauhaus-Museum Weimar ist das jüngste der Museen der Klassik Stiftung Weimar. Es wird 1995 in den Räumen der ehemaligen Kunsthalle am Theaterplatz eröffnet. Rund 168 von Walter Gropius beim Weggang des Bauhauses aus Weimar an die Kunstsammlungen zu Weimar übergebene Arbeiten bilden den Grundstock der heutigen Bauhaussammlung der Klassik Stiftung.

Das Bauhaus-Archiv wird 1960 in Darmstadt gegründet. Der Kunsthistoriker Hans Maria Wingler beginnt, eine Sammlung anzulegen und erste Ausstellungen zu organisieren. 1971 zieht das Bauhaus-Archiv nach Berlin. Gropius’ Pläne eines Neubaus werden zwei Jahre nach seinem Tod durch seinen Mitarbeiter Alex Cvijanovic (The Architects Collaborative) und Hans Bandel zwischen 1976 und 1979 am Landwehrkanal umgesetzt.