Bauhaus Lab 2022: Camps for Liberation
Bauhaus Lab 2022: Camps for Liberation

Somafco und Dakawa sind zwei Camps in Tansania, die mit Unterstützung Internationaler Organisationen und des Afrikanischen Nationalkongresses jungen Südafrikaner*innen auf der Flucht vor dem Apartheidsregime eine Ausbildung und Heimat auf Zeit boten. Es waren nicht nur Testräume für den Aufbau einer neuen, den Geist der Rassentrennung überwindenden Gesellschaft sondern auch Beispiele für das Zusammenwirken von Ost und West in Zeiten des Kalten Kriegs unter dem Dach der „internationalen Solidarität“ und der Antiapartheidsbewegung.

Das Bauhaus Lab 2022 erforschte die unterschiedlichen Perspektiven auf diese Siedlungen, die sowohl Orte des Exils als auch der Befreiung waren, gemeinsam mit Forscher*innen der University of the Witwatersrand in Johannesburg und führte die Ergebnisse in einer Ausstellung im Bauhausgebäude zusammen.

9. Mai – 5. August 2022

Ausstellung und Symposium

Doors of Learning: Mikrokosmen eines zukünftigen Südafrikas

Austellung
4. Aug 2022 – 15. Jan 2023
Bauhausgebäude

Das Apartheidsregime hatte eine dramatische Krise der Bildung in Südafrika zur Folge. Mit internationaler Unterstützung und Solidarität entstanden als Reaktion darauf Bildungs- und Entwicklungszentren des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) im ländlichen Tansania. Darunter die in den späten 1970er und 80er Jahren errichteten Zentren SOMAFCO und Dakawa. Sie boten Menschen, die vor dem brutalen Regime der Rassentrennung flohen, innovative Zufluchts- und Entfaltungsräume. Zugleich waren sie einzigartige Orte nationenübergreifende Begegnungen zwischen Ost und West.

Ausgangspunkt für das Bauhaus Lab 2022 ist eine UN-HABITAT-Konferenz, die die Bauakademie der DDR im Jahr 1988 am Bauhaus Dessau (das damals als Zentrum für Gestaltung firmierte) organisierte. Hier wurde ein Fertigbausystem vorgestellt, das von DDR-Architekt*innen entwickelt und schließlich in den ANC-Zentren in Tansania angewandt wurde. Die Geschichte dieser internationalen Begegnung fordert die bisherigen Historiographien des Kalten Krieges in Bezug auf das globale Engagement des Ostblocks heraus – insbesondere mit Blick auf deren Rolle innerhalb der Unabhängigkeits- und Befreiungsbewegungen. Anhand der Fallstudien von SOMAFCO und Dakawa untersucht das Bauhaus Lab 2022 die Verflechtungen des „globalen Sozialismus“ der DDR mit den dekolonialen Bildungsbewegungen und gesellschaftlichen Transformationen in Afrika in den späten Jahren des Kalten Krieges.

Die Ergebnisse des Bauhaus Lab werden auch 2022 in einer Ausstellung im Bauhausgebäude zusammengefasst und präsentiert. Anliegen der Schau ist es, die Bildungs- und Entwicklungszentren als radikales Lern- und Lebensexperiment sowie deren räumliche und gestalterische Umsetzung im Kontext der Bestrebungen zur Schaffung eines zukünftigen von Rassismus befreiten demokratischen Südafrikas zu reflektieren. Im Zentrum stehen folgende Fragen: Was waren die unmittelbaren Bildungsbedürfnisse in diesen Lernumgebungen auf Zeit? Welche alternativen Ideen, Programme und Lösungen sind in Tansania entwickelt worden? Wie wurden die Bildungsprioritäten vom ANC zusammen mit internationalen Akteuren räumlich und gestalterisch umgesetzt? Und wie sah der Alltag der Menschen aus, die dort lebten?

„Doors of Learning: Mikrokosmen eines zukünftigen Südafrikas“ ist eine Gemeinschaftsausstellung, die von einer multidisziplinären und internationalen Gruppe von Künstler*innen, Kurator*innen, Historiker*innen und Forscher*innen kuratiert wurde. Die Ausgabe 2022 des Bauhaus Labs bildeten: Igor Bloch, Joyce Lam, Essi Lamberg, Nokubekezela Mchunu, Esther Mbibo, Michalina Musielak, Lucas Rehnman und Jordan Rowe, unterstützt von Regina Bittner und Philipp Sack (Akademie der Stiftung Bauhaus Dessau).

Hybrides Symposium
4. Aug 2022

Gemeinsam mit internationalen Gästen diskutierten die Bauhaus Lab Teilnehmer*innen Fragen zur Rolle der Bildung in der Anti-Apartheitsbewegung in Südafrika. Zudem wurde befragt, inwiefern die mit internationaler Unterstützung realisierten Bildungszentren in Tansania interessante Beispiele einer alternativen Historiographie eines globalen Sozialismus sein können. Außerdem setzten sich die Diskutant*innen mit der Frage der Legacy dieser internationalen auf Solidarität aufbauenden Bildungsexperimente auseinander.

Eingeladen waren:
Nolan Oswald Dennis (Johannesburg), Ola Uduku (Liverpool), Jakob Marcks (Prag), Anja Schade (Hildesheim) und Hannah Le Roux (Johannesburg).

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Bauhaus Lab 2022: Doors of Learning: Mikrokosmen eines zukünftigen Südafrikas, hybrides Symposium + Ausstellungseröffnung, Bauhausgebäude, 4.8.2022
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Tenschert, Yvonne, 2022