Zeitgleich eröffnen drei Zwischenspiele im Bauhaus Museum Dessau. Zwischenspiele sind Ausstellungen in der Ausstellung: In drei Zonen innerhalb der Dauerausstellung zur Geschichte des Bauhauses intervenieren wechselnde aktuelle und historische Positionen aus Kunst und Design und schaffen neue Zugänge sowie Beziehungen zum Erbe der Moderne. Die Zwischenspiele 2025 fokussieren unter anderem Naturdarstellungen in unserer post-digitalen Zeit und das Materialwissen, das in Keramik und gebrannten Objekten steckt.
Anna Gille zeigt in den Zwischenspielen Kohlezeichnungen von Vegetation in analogen und digitalen Landschaften. Sie inszeniert diese in einer Objektinstallation, die an die Präsentation von Geräten in beispielsweise Apple Stores erinnert. Gille zeichnet Natur, welche ihr bisweilen auch als digitale Abbilder in Videospielen oder im Endlos-Feed ihrer Foto-App begegnet. Zugleich setzt sie sich grundlegend mit der Zeichnung als traditionellem künstlerischem Medium auseinander. Formfüllend auf der Wand der Raumbühne im Erdgeschoss erschafft Gille eigens eine neue, imposante Zeichnung, die die gängigen Dimensionen des Zeichnens herausfordert und den Museumsraum selbst landschaftlich erlebbar
werden lässt.
Die Keramiken, die Matthias Kaiser in seinem Atelier fertigt, sind feinsinnige Experimente in Form und Materialität. Ihre Oberflächen sind oft mit eigens hergestellten Glasuren aus selbst gesammelten Naturmaterialien wie Muschelschalen oder Quarzsand überzogen und lassen Bezüge zu Töpfertraditonen unterschiedlicher Kulturkreise anklingen. Dabei behaupten sie sich als eigenständige Gebilde, die sich der simplen Einordnung in Kategorien wie Kunsthandwerk, Gebrauchskeramik oder keramische Plastik entziehen. Für die Zwischenspiele 2025 entsteht eine Reihe neuer Objekte, in denen eine Auseinandersetzung mit Material, Produktion, Form und (Nicht-)Gebrauch, sowie mit Keramik am historischen Bauhaus zum Ausdruck kommt. In der Ausstellung Delphinium Maximum in der Raumbühne sind Vasen von Matthias Kaiser zu sehen, die als spezielle Behältnisse für Rittersporn entworfen wurden.
Der Experimentierraum widmet sich der Rolle und den verschiedenen Beziehungen von Material, Musik und Klang in den künstlerischen Prozessen der Zeichnerin Anna Gille und des Keramikers Matthias Kaiser. Gezeigt werden verschiedene Wechselwirkungen von Klang und Material, die in den Arbeiten der beiden deutlich werden. Ausgehend von ihren jeweiligen Arbeitsweisen werden verschiedene Zugänge zu Objekt und Bild eröffnet. So lässt sich Matthias Kaiser beispielsweise von Musik für seine Arbeit an der Töpferscheibe inspirieren und auch die Ausschnitte der Computerspiel-Landschaften, die in Anna Gilles Zeichnungen zitiert werden, lassen sich kaum aus ihren ganz eigenen Klanglandschaften herauslösen.