Sa, 1. Juni 2024, 16 Uhr
Eröffnung
Festival OSTEN: WELT – WEIT WOLFEN
So, 2. Juni 2024, 15 – 18 Uhr
Verwobene Identitäten. Eine textile Landschaft Bitterfeld-Wolfens
Laya Chirravuru, Maria Dinca
// Workshop
Alte Feuerwache Wolfen
Die Chemie-Abfälle der DDR belasten die Natur in und um Bitterfeld-Wolfen noch immer. Gleichzeitig gilt die Stadt am See heute als beliebtes Naherholungsgebiet. Die Designerinnen Laya Chirravuru und Maria Dinca verweben die verschiedenen, teils widersprüchlichen Identitäten der Stadt zu Teppichen und laden ein, persönliche Geschichten mit einzuflechten.
In ihrem Workshop entwickeln Laya Chirravuru und Maria Dinca großformatige, gewebte Teppiche, die die Vergangenheit und Gegenwart der Region sicht- und fühlbar werden lassen. Sie verwenden dafür Altkleider und frühere Erzeugnisse der Film- und Faserfabrik. Im verwobenen Zustand entstehen daraus neue Muster unserer Zeit. Als Inspiration dienen die textilen Werke der Bauhaus-Künstlerin Gunta Stölzl. Ihr abstrakter Stil war das Ergebnis von Web-Experimenten mit unkonventionellen Materialien, Techniken und Mustern. Das gemeinschaftliche Weben lädt zum Gespräch ein. Am Ende entscheiden Künstlerinnen und Workshop-Teilnehmende gemeinsam, wie die gefertigte „Landschaft“ genutzt werden soll – als Wandteppich mit Symbolcharakter oder als Sitzfläche, die für weiteren Dialog auf dem Festivalgelände einlädt?
Vorkenntnisse im Weben sind nicht erforderlich.
Konzeption: Laya Chirravuru, Maria Dinca und Kathrin Rutschmann
Sprache: Deutsch und Englisch
Fr, 14. Juni 2024, 15 – 18 Uhr
Denken wie ein Wald. Co-Design mit Mycelium
Elena Maldonado
// Workshop
Alte Feuerwache Wolfen
Wie erobert sich die Natur verlassene Industrielandschaften zurück? Der Workshop lädt zu einem Spaziergang durch die postindustrielle Landschaft und einer praktischen Übung ein. Die Teilnehmenden können von Pilzen lernen und über neue Ansätze für die Industrie der Gegenwart spekulieren.
Wo einst Fabriken standen, wachsen heute wieder Bäume und Sträucher. Die Gestalterin und Designforscherin Elena Maldonado lädt dazu ein, wie ein Wald zu denken und den Fokus auf das Zusammenwirken von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren zu lenken. Dass sich der Wald von der Industrie erholen kann, verdankt er einem unterirdischen Netz an Pilzen. Pilze versorgen Bäume mit Nährstoffen und zersetzen Schadstoffe. Der Workshop hebt die Bedeutung von Phantasie und Fiktion in der Interaktion zwischen Mensch und Natur hervor: Indem wir von der Natur lernen, insbesondere von der regenerativen, natürlichen Umwelt in Wolfen, können wir in einen aktiven Dialog mit ihrer Flora und Fauna treten.
Sprache: Deutsch und Englisch
Anmeldung erforderlich
In Zusammenarbeit mit PCH Innovations
Fr, 14. Juni 2024, 18 – 21 Uhr
Freitagsgruppe: Kunst + Umwelt
Bauhaus Museum Dessau
Sa, 15. Juni 2024, 15 – 16:30 Uhr
Spurensicherung. Echos aus Staub
Ines Glowania und Rebekka Hehn
// Workshop
Alte Feuerwache Wolfen
Bitterfeld-Wolfen blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Ökonomisch, ökologisch, sozial und politisch hat die Stadt verschiedene Strukturwandel durchlaufen, die bis heute noch nicht abgeschlossen sind. Die Designerinnen Ines Glowania und Rebekka Hehn laden ein, sich mit dem postindustriellen Echo zu befassen und Ziegelsteine aus Industriestaub zu pressen.
An Schauplätzen des Strukturwandels in Wolfen sammeln sie gemeinsam mit den Teilnehmenden, Materialproben – die Hinterlassenschaften der Vergangenheit: Staub, Bauschutt, Fusseln und Ähnliches. Dabei wird das Gesammelte nicht im negativen Sinne als Abfall aus industrieller Produktion verstanden, sondern vielmehr als materielle Ressource, aus der mit Blick auf die Zukunft Neues entstehen kann. Der Staub repräsentiert Zeit und bildet eine Referenz zu den Orten, mit denen sie sich in ihrem Workshop auseinandersetzen. Nachdem die Fragmente der Vergangenheit geerntet sind, wird das gesammelte Material zu kleinen Ziegelsteinen verarbeitet. Auf diese Weise erhält jeder der Orte einen neuen Baustein, der symbolisch für dessen Geschichte steht.
Sprache: Deutsch und Englisch
Sa, 15. Juni 2024, 15 – 17 Uhr
Step Gently
Lili Carr und Teilnehmende des Masterstudiengang COOP Design Research
// Spaziergang
Treffpunkt: Alte Feuerwache Wolfen
Die Landschaftsarchitektin Lili Carr und Studierende am Bauhaus Dessau laden zu Spaziergängen durch die sich verändernden Landschaften von Wolfen ein. Ausgestattet mit den eigenen Sinnen und einer Vielzahl von Sensoren sind Teilnehmende eingeladen, herauszufinden, was den Boden formt und in welcher Beziehung wir zu den Pflanzen und Lebewesen stehen.
Seit dem späten 17. Jahrhundert hat sich der Boden von Bitterfeld-Wolfen kontinuierlich gewandelt. Braunkohleabbau und Industrie haben die Geologie durcheinandergewirbelt, den Lauf der Bäche und des Grundwassers verändert und die Zusammensetzung des Bodens beeinflusst. Diese Veränderungen sind in Erinnerungen, Geschichten und materiellen Zeugnissen – Fotos, Briefen, Gebäuden und Gegenständen – dokumentiert. Archiviert sind sie aber auch in der gegenwärtigen Beschaffenheit des Bodens und jener Ökologien, die ausgelöscht wurden, fortbestehen oder neu entstanden sind. Die Teilnehmer:innen des Masterprogramms COOP Design Research der Stiftung Bauhaus Dessau/Hochschule Anhalt führen durch die sich verändernden Landschaften von Wolfen, um gemeinsam mit dem Festival-Publikum herausfinden, welche Geschichten sie erzählen.
Sprache: Deutsch und Englisch
Sa, 15. Juni 2024, 18 – 19 Uhr
Compulsive Desires. On Lithium extraction and rebellious mountains
Marina Otero Verzier
// Lecture
Rathaus Bitterfeld-Wolfen, Hörsaal
Lithium hält Maschinen am Laufen, arbeitende Körper produktiv und den kapitalistischen Traum von endlosem Wachstum am Leben. Die Architektin Marina Otero Verzier untersucht in ihrem Vortrag die sozialen, mentalen und ökologischen Folgen des Lithium-Abbaus am Beispiel einer Gemeinde im Norden Portugals.
Lithium spielt sowohl eine Rolle als Rohstoff für die so genannte grüne Energiewende als auch als Stimmungsstabilisator. Es wird in den Batterien von Telefonen, Computern und Elektrofahrzeugen ebenso verwendet wie bei der Behandlung von Erschöpfung, Manie und Depression.
Der Abbau von Lithium reißt Wunden in die Landschaft. Zum Beispiel in Covas do Barroso im Norden Portugals. Dagegen wehren die Bewohner:innen von Covas sich. Sie wissen, dass Lithium-Minen langfristige Auswirkungen auf die Qualität von Luft, Wasser und Boden haben. Ihr Widerstand folgt dem in Argentinien, Bolivien, Chile, in der Tschechischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in Spanien und anderen Regionen. Ihr Widerstand verwandelt die Gewalt in eine Kraft des Überlebens und der Sehnsucht nach Leben und gebietet so den zwanghaften Begierden des Kapitalismus vorübergehend Einhalt.
Von und mit: Marina Otero Verzier
Sprache: Englisch
Dauer: 60 min
Der Beitrag von Lili Carr wird gefördert durch den Creative Industries Funds NL