Freitagsgruppe: Leerstand + Fülle

Freitagsgruppe: Leerstand + Fülle

Warenangebote in „Hülle und Fülle“ verbindet man mit Kauf- und Warenhäusern. Das war eines der großen Versprechen der Moderne. Warenhäuser waren in ihrer Entstehungszeit vor allem auch Lagerhäuser, Lagerhäuser für Warenvorräte und Konsumgüter. Heute werden sie nicht mehr gebraucht, denn Waren lagern in großen Verteilzentren außerhalb der Stadt und werden im Internet gehandelt. Was tun mit den leerstehenden Kaufhäusern? Was macht das mit unseren Städten? In der Oktober-Freitagsgruppe nehmen wir neuen Entwicklungen in den Blick.

Das Kaufhaus-Sterben begleitet uns schon geraume Zeit, Kaufhäuser werden zu leeren Hüllen, auch in Dessau. Gleichzeitig gewinnt der Bestandserhalt von Gebäuden aus Gründen von Ressourcen- und Klimaschutz mehr und mehr an Bedeutung. Warenhäusern werden als Hülle mit Potenzial neu entdeckt.

In der Freitagsgruppe nehmen wir diese neuen Entwicklungen in den Blick. Lokaler Ausgangspunkt ist das ehemalige Dessauer Kaufhaus Zeeck, in das nun neues Leben einziehen soll. Im Rahmen des Jubiläums An die Substanz. Bauhaus Dessau 100 wird erstmals mit einer großen Ausstellung, die sich Alternativen im Bauen heute widmet, eine Etage des einstigen Kaufhauses bespielt.

Mit dem Wiederfüllen von ehemaligen Kaufhäusern durch Kunst und Kultur können in der Tat Räume für Austausch, soziale Interaktion jenseits des kommerziell orientierten Handels entstehen. Doch können wir diese Entwicklung darüber hinaus nutzen, um auch ein Bewusstsein für mehr Konsumverzicht zu schaffen? In der Geschichte der Warenhäuser richtete sich kapitalismuskritischer Protest immer wieder gegen diese „Konsumpaläste“. Heute werten wir den Konsum von Gütern als eine der Ursachen für den globalen Klimawandel.

Was passiert mit unseren Städten, wenn wir nicht mehr so viel kaufen und konsumieren? Wie würden unsere Städte aussehen, wenn es stattdessen Reparaturwerkstätten, Tauschläden, Gewächshaus-Architekturen, Quartiershöfe und Regionalmärkte gäbe? Bräche der globale Handel ein, gäbe es weniger Wertschöpfung oder würde sich das Verständnis von Wertschöpfung verändern? Darüber wollen wir diskutieren.

Sprache: Deutsch

18:00 Uhr
Begrüßung

18:10 Uhr
Lokales Beispiel – Das ehemalige Dessauer Kaufhaus Zeeck

Barbara Steiner, Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, über die Ausstellung Algen | Schutt | CO2 im einstigen Kaufhausgebäude.

Ein Filmausschnitt bettet dieses Vorhaben in die Aktivitäten der Eigentümerfamilie Dinh ein.

18:40 Uhr
Impuls 1 – Vortrag
zu Fragen der Gegenwart
Stefan Rettich über das Kaufhaus/Warenhaus als Typologie und Gegen-stand von Leerstands- und Umnutzungsdebatten.

19:10 Uhr
Interaktives Format
Mind Mapping „Leerstand in Dessau“

Parallel Essen und Trinken

19:40 Uhr
Impuls 2 –
KONSUM-Kaufhaus
Dorothea Götze über ihre kreativen Ideen der temporären Nutzung des Konsument-Kaufhauses in Dessau.

19:55 Uhr
Bericht aus der Praxis
Thomas Knerer, Architekt, über den Umbau des Kaufhaus Schocken in Chemnitz.

20:10 Uhr
Diskussion / Gespräch:
Veröden unsere Innenstädte, wenn wir auf Konsum verzichten?mit Thomas Knerer, Architekt, Knerer und Lang Architekten GmbH, Karin Berkemann, Theologin und Kunsthistorikerin, HS Anhalt, Lisa Frien-Kossolobow, UBA, Abt. Nachhaltiger Konsum.

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Freitagsgruppe „Können Städte sich selbst versorgen?“, Bauhaus Museum Dessau, 14.4.2023
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Tenschert, Yvonne, 2023

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