Haus Engemann

Haus Engemann

Historische Aufnahme des Haus Engemann mit Blick auf die Eingangstür.
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Wohnhaus Engemann in Dessau (1930), Architekt: Friedrich Engemann, Ostansicht, um 1930
Stiftung Bauhaus Dessau (I 8417 F) / © (Engemann, Friedrich) Wendt-Engemann, Christine

Der Bauhäusler Friedrich Karl Engemann errichtete im Jahr 1930 im Fischereiweg 24 (damals Fischereiweg 13) ein frei stehendes Wohnhaus für den eigenen Bedarf. Das Wohnhaus ist Teil einer Gruppe von Häusern, die Engemann während seiner Tätigkeit am Bauhaus zwischen 1930 und 1933 entwarf.

Straßenansicht eines Doppelhauses mit Satteldach.
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Haus Engemann, Stephanweg
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2018 / OSTKREUZ

Dieses Ensemble in unmittelbarer Nähe des Bauhausgebäudes umfasst die Häuser Fischereiweg 20, 22, 24 und 26 (damals 11, 12, 13 und 14) sowie das Haus Stephansweg 1. Das Gebiet um den Fischereiweg sollte, den Stadtplanungen Mitte der 1920er-Jahre zufolge, zu einem preiswerten Siedlungsgebiet für den Mittelstand entwickelt werden.

Mit den Bauten am Fischereiweg verfolgte Engemann eine gemäßigt-moderne Formensprache. Dies drückt sich auch in der Wahl der damals gebräuchlichsten Bauform aus: dem mehrgeschossigen Wohnhaus mit Walmdach.

Sein eigenes Wohngebäude wurde ebenfalls durch traditionelle und moderne Elemente gleichermaßen geprägt. Das Walmdach mit Aufschiebling, Dachüberstand und Gauben entsprach der Tradition. Das hell verputzte Gebäude, die waagerechten um die Hausecke geführten dunklen Putzflächen mit den Fenstern griffen wiederum ein typisches Gliederungselement der Moderne auf.

Das Wohnhaus Engemann steht zurückgesetzt mit der schmalen Seite an der Straße. Eine Einfriedung schloss das Grundstück ab. In dem zweigeschossigen, unterkellerten Gebäude wurden zwei Etagenwohnungen untergebracht. Im Dachgeschoss befanden sich Kammern.

Auch die anderen frei stehenden Einzel- und Doppelhäuser am Fischereiweg 20, 22 und 26 sowie Stephansweg 1 zeigten Merkmale einer gemäßigten Moderne wie etwa geneigte Dächer mit Gauben und zu Bändern geordnete Fenster.

Das Innere des Wohnhauses Engemann zeichnete sich durch eine sachliche und klare Raumorganisation sowie durch vom Architekten selbst entworfene Holzeinbauten in Flur, Küche und Schlafzimmer aus. Deren Gestaltung mit bündig abschließenden Schubladen und Türen zeigten eine Nähe zu Entwürfen der Bauhaustischlerei. Alle wesentlichen Funktionen wie Schlafen, Essen und Arbeiten waren im Erdgeschoss untergebracht. Der größte Raum im Haus Engemann war der Arbeitsraum des Hausherrn. Er war durch eine große, zweiflügelige Glastür mit dem Esszimmer verbunden. Beide Räume nahmen zusammen die Hälfte des gesamten Erdgeschosses ein.

Friedrich Engemann bewohnte das Haus im Parterre zusammen mit seiner Frau Alma Else bis zu seiner Einberufung zum Kriegsdienst im Jahre 1939. Im Krieg wurde das Haus stark beschädigt, nur ein Raum blieb bewohnbar.

Das Haus Fischereiweg 24 wurde bis 1955 von der Familie Engemann genutzt. Heute befinden sich eine Arztpraxis und Wohnung in dem Gebäude. Durch Umbauten im Jahr 2003 wurde das Äußere des Hauses stark verändert. Die anderen Häuser am Fischereiweg werden nach wie vor als Wohnhäuser genutzt und wurden ebenfalls verändert.

Hölzerne Eingangstür mit drei Briefkästen – davor zwei Stufen aus Klinkersteinen und gebogenem rundem Handlauf.
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Haus Engemann (1930), Architekt: Friedrich Karl Engemann, Eingangstür, Dessau, 2018
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2018 / OSTKREUZ