Bauabteilung

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Neben der Nutzung als Stiftungssitz sind das Bauhausgebäude sowie die Meisterhäuser als Welterbestätte und die Siedlung Dessau-Törten seit Langem ein Ziel für Tourist*innen und Besucher*innen. Sie erwarten, diese Musterbeispiele der klassischen Moderne in strahlend weißer Unversehrtheit zu erleben und wollen „ihre Bilder im Kopf an deren Entstehungsort verifizieren“, wie Ulrike Wendland, ehemalige Landeskonservatorin des Landes Sachsen-Anhalt, 2021 schrieb.

Der Anschauungswert endet nicht an den Oberflächen eines Bauwerks, sondern schließt die Baugeschichte mit ein und den städtebaulichen Raum, in dem die Bauhausbauten seit ihrer Entstehung 1926 verortet sind und der dem Wandel unterlag und unterliegt.

Die Erhaltung dieses Werts bedarf allerdings dauernder Maßnahmen zur Erhaltung der Bausubstanz, die vor Ort durch Gerüste, Bauzäune und Planen sichtbar sind.

Dadurch wird das Erwartungsbild der Besucher*innen irritiert. Dies kann jedoch genutzt werden, um das Verständnis für den anhaltenden Pflegebedarf zu vermitteln: von der „Mystifizierung“ legendärer Gebäude zur Realität von Aufwand und Pflege eines Baudenkmals. Offen gezeigte Schäden an der Bausubstanz verdeutlichen den Umgang und die notwendigen Maßnahmen zum Erhalt der Gebäude, bei denen es darum geht, möglichen Schäden vorzubeugen. Das Sichtbarmachen der Erfolge führt zur Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen. Die öffentliche Kommunikation der gewählten Strategien vermittelt Interessent*innen den aktiven Arbeitsprozess.

Die Vermittlung des Denkmalwerts geschieht so am und durch das Gebäude selbst als Beitrag zum künstlerisch-wissenschaftlichen Bildungsauftrag der Stiftung.

Ein weiteres Ziel der Abteilung ist die dauerhafte wissenschaftliche Erforschung der Bauhausgebäude und anderer Bauten der Moderne. Einzigartig ist das daraus entstandene Bauforschungsarchiv mit der Sammlung von bauhistorischen Objekten und Bauteilen der modernen Bauepoche.

Die Stiftung Bauhaus Dessau unterhält seit den 1990er-Jahren ein weltweit einzigartiges Bauforschungsarchiv, das mit seiner Vielfalt an Materialien als Grundlage für Forschungen rund um Baumaßnahmen, wissenschaftliche Fragestellungen oder die Pflege der Liegenschaften dient.

Im Bauforschungsarchiv werden Objekte, Unterlagen und Ergebnisse aus der Bauforschung und der Sanierung von Bauhausbauten und Bauten der Moderne für die Forschung gesammelt und zugänglich gemacht. Den Schwerpunkt des Archivs bilden Bauteile wie Fenster, Türen, elektrische Schalter, aber auch Beispiele von Baustoffen und Bauprodukten wie Betonbausteine, Ziegel, Putzfragmente, Farbproben, Proben von Estrichen und Fußbodenbelägen, Fragmente von technischen Installationen usw. Historische und aktuelle Fotografien und Pläne, Zeitzeug*innenberichte sowie Literatur zu historischen Baukonstruktionen, Bautechniken und Baumaterialien runden die Bestände des Archivs ab.

Forschungsaufgaben

  • Conservation Management Plans: vertiefende Forschungen zur Instandhaltung und Pflege von ausgewählten Flächen, Bauteilen und Ausstattungselementen (etwa Entwicklung von Reparaturmörtel für Steinholzestrich, Analysen und Recherchen zum Stoff für die Bespannung der Aulastühle, Pflege der Stahlfenster usw.)
  • Begleitung von aktuell geplanten Baumaßnahmen (Bauhausgebäude, Meisterhäuser, Siedlung Dessau-Törten): gezielte Recherchen zum bauzeitlichen Zustand und den Veränderungen der Bauten
  • Sicherung und Erfassung von Materialproben und Bauteilen, die in Baumaßnahmen freigelegt oder entfernt werden sowie ergänzende Recherchen zu deren Bewertung
  • Sicherung und Erfassung von Zeugnissen zu den Bauhausbauten wie Fotografien, Zeichnungen oder andere Dokumente
  • Interviews mit ehemaligen oder derzeitigen Bewohner*innen der Bauhausbauten und anderen Zeitzeug*innen

Die Arbeit des Bauforschungsarchivs wird seit 2019 der Öffentlichkeit im Rahmen der Dauerausstellung „Archäologie der Moderne“ im Bauhausgebäude zugänglich gemacht.