Monica Bonvicini widmet sich in ihren Arbeiten dem Raum als ein System aus sich überlagernden politischen, psychosozialen, geschlechtsspezifischen und sprachlichen Aspekten sowie seinen materiellen und immateriellen Grenzen.
Ihre neue, eigens für das Bauhausgebäude entworfene Installation „Structural Psychodrama #5“ steht in direktem Bezug zur Architektur, die sie umgibt: zum Werkstattflügel. Verschiedene großformatige, leicht gekippte Spiegelflächen ziehen den Blick der Besucher*innen auf sich, lenken ihn und werfen ihn wieder zurück. Diese rücken so mehrfach in den Mittelpunkt des Kunstwerkes und werden zum Performen vor den Spiegeln aufgefordert. Auch an langen Ketten befestigte Handschellen regen eine Interaktion an – die jedoch nicht möglich ist.
Der Titel „Structural Psychodrama #5“ bezieht sich auf die Psychotherapie, und hier im Speziellen auf die von Jacob Levy Moreno (1889–1974) entwickelte Therapiemethode des Psychodramas. Auch Bonvicini bietet den Besucher*innen mit ihrer Architektur-Skulptur eine konkrete Begegnungs- und Handlungserfahrung im Hier und Jetzt. Der Zusatz „strukturell“ in ihrem Titel verweist auf eine gesellschaftliche Dimension der Arbeit, die über den Einzelnen hinausgeht. In den vergangenen Jahren sind unter dieser Bezeichnung eine Reihe von Arbeiten der Künstlerin entstanden, die fortlaufend nummeriert werden.
Monica Bonvicinis Arbeiten wurden in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im Kunsthaus Graz, im Belvedere 21, Wien; im BALTIC Center for Contemporary Art, in der Kunsthalle Fridericianum, Kassel; in den KW Institute für Contemporary Art, Berlin; Castello di Rivoli, Turin; im New Museum, New York; im Lenbachhaus, München; Palais de Tokyo, Paris; Art Sonje Center, Seoul, und an vielen anderen Orten mehr. Bonvicini war auf den wichtigsten Biennalen der Welt vertreten, z. B. in Berlin, Venedig, New Orleans, Gwangju, São Paulo, Istanbul, Shanghai und Santa Fe sowie auf der Pariser Triennale. Skulpturen von Bonvicini sind dauerhaft installiert und wurden zu Sehenswürdigkeiten, etwa im Queen Elizabeth Olympic Park, London, am Bjørvika-Fjord vor dem Osloer Opernhaus und in der Weserburg Museum, Bremen.
Monica Bonvicini wurde in Venedig geboren und studierte Kunst an der Universität der Künste Berlin und am California Institute of Arts, Los Angeles. Von 2003 bis 2017 lehrte sie Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 2017 hat sie die Professur für Bildhauerei an der Universität der Künste Berlin inne. Ihre Arbeit wurde vielfach ausgezeichnet, 1999 erhielt sie den Goldenen Löwen der Biennale di Venezia, 2005 den Preis der Nationalgalerie für junge Kunst, 2013 den Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum, 2019 den Hans Platschek Preis für Kunst und Schrift, 2020 den Oskar Kokoschka Preis. Im Jahr 2012 wurde ihr der Verdienstorden der Italienischen Republik verliehen.
Vom 9. September bis 13. November 2022 ist im Kunstmuseum Winterthur Bonvicinis Ausstellung „Hurricanes and Other Catastrophes“ zu sehen, und vom 25. November 2022 bis 7. Mai 2023 zeigt die Neue Nationalgalerie Berlin eine umfassende Einzelausstellung der Künstlerin.