Die 1926 von Marianne Brandt entworfene Lampe ME 94 ist das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, dem Kapitalismus, kulturellen Veränderungen durch Massenproduktion und Werbung sowie ökologischen Veränderungen im Zusammenhang mit der Elektrifizierung Deutschlands.
Ein Jahrhundert später ist Elektrizität selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Doch Stromausfälle oder Energiekrisen machen deutlich, wie eng unser Leben nach wie vor mit materiellen Infrastrukturen verwoben ist. Das Stromnetz, das unsere Städte und Häuser durchzieht, bleibt oft unsichtbar – ebenso wie die komplexen ökologischen, politischen und sozialen Prozesse, die es ermöglichen. After modern brightness. Ecologies of light beleuchtet diese unsichtbaren Verflechtungen, indem sie wichtige Umgebungen in denen Elektrizität erzeugt, verteilt und genutzt wird untersucht. Dabei wird nicht nur die ME 94-Lampe in ihrem historischen Kontext betrachtet, sondern auch gezeigt, wie Design auf technologische wie gesellschaftliche Entwicklungen reagiert – von den Lüftungsöffnungen an Brandts Entwurf bis zu den externalisierten Umweltkosten der Energieerzeugung.
Durch die gesamte Ausstellung zieht sich eine eng vernetzte Geografie der Elektrifizierung. Orte wie Dessau, Zschornewitz, Berlin und Weißwasser sind über Infrastrukturen des Abbaus, der Energieproduktion und des Konsums miteinander verbunden. Diese Stromlandschaften werfen grundlegende Fragen auf: Was bedeutet es heute, sich mit moderner Helligkeit auseinanderzusetzen? Die Gesundheitsrisiken einer kontinuierlichen künstlichen Lichtexposition sind weit verbreitet und gut dokumentiert, sowohl für Menschen als auch für andere Spezies. Dennoch ist unsere Beziehung zur künstlichen Beleuchtung enger denn je zuvor. Die Widersprüche im Kern der modernen Helligkeit bestehen fort: Versprechen von Fortschritt und verbesserten Lebensbedingungen werden von unbeabsichtigten Folgen überschattet, die uns und unsere Umwelt weiterhin prägen.