Freitagsgruppe: Wasser + Wasserreinigung

Freitagsgruppe: Wasser + Wasserreinigung

Die Schaumkronen auf der Mulde und der Gestank in den 1980er sind für viele Dessauer*innen noch in eindrücklicher Erinnerung. Ein Leben an und mit dem Fluss war unter diesen Bedingungen nicht vorstellbar. Doch das änderte sich nach der Wende.

Die alte Mühleninsel samt Mühlgraben wiederherzustellen oder gar das Wasser über den Romanjukplatz (heute Rathaus-Center) bis ins Stadtzentrum fließen zu lassen: zwei phantastische Beispiele aus einer ganzen Reihe von Entwürfen und Planungsideen, um „Dessau als Stadt an der Mulde“ neu zu erfinden. Davon ausgehend widmet sich die neunte Freitagsgruppe dem Leben am und mit Wasser.

Mit dem Ende der DDR-Chemieindustrie sind Gestank und Schaum verschwunden, der Fluss steckt wieder voller Leben. Das Gartenreich und die Auenwälder sind beliebte Freizeit- und Erholungsorte. Doch ist das Gift im Boden und im Wasser vielerorts geblieben. Die Auenwiesen nördlich von Bitterfeld sind mit dem Gift Beta-HCH verseucht. Die Mahd muss als Sondermüll entsorgt werden, Landwirtschaft ist nicht mehr möglich. Unter der Stadt Bitterfeld wird mit vielen Millionen Euro pro Jahr und einem sogenannten Brunnenriegel eine giftige Grundwasserblase in Schach gehalten, damit sich diese nicht weiter im Grundwassersystem ausbreitet und eine Gefährdung für die kollektive Gesundheit darstellt. Die Trockenheit der letzten Jahre bedeutete zunehmenden Stress für das Ökosystem. Neue Industrieansiedlungen, wie etwa Intel in Magdeburg, stellen eine weitere Herausforderung dar, denn sie benötigen viel Wasser.

Wie kommen unter diesen Bedingungen die Sehnsucht nach dem Leben am – und vom (!) – Fluss mit den Realitäten zusammen? Und wo sind die Stellschrauben, um den offensichtlich gestörten Wasserhaushalt nachhaltig gesunden zu lassen?

Lokaler Ausgangspunkt der neunten Freitagsgruppe ist ein studentisches Projekt der Hochschule Anhalt „Dessau-Roßlau – Stadt im Fluss“, dessen Bilder eine neue Diskussion darüber angeregt haben. In der Diskussion stellen wir weitere aktuelle Projekte vor, die sich für einen nachhaltigen Wasserhaushalt einsetzen, und kommen mit den Protagonist*innen ins Gespräch.

Als Beispiel aus der jüngeren Bauhausgeschichte werden wir das Projekt „Neue Mulde“ und Wasserreinigungsgärten in Erinnerung rufen. Es ist in den 1990er Jahren im Rahmen des Bauhausprojekts „Industrielles Gartenreich“ entstanden.

18 Uhr

Begrüßung und Moderation

Barbara Steiner, Direktorin und Vorständin der Stiftung Bauhaus Dessau und Heike Brückner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bauhaus Dessau

18:05 Uhr

Dessau-Roßlau – Stadt im Fluss, ein Zukunftsszenario für Dessau, 20 Min

// Intro

Moritz Michael, Tom Gernegroß, Designer

Ein Kanal durchzieht Dessau von Süden nach Norden. Dort, wo heute der Autoverkehr über die Kavalierstraße rollt, wird man in Zukunft an den Ufern eines Kanals entlang wandeln können. Auf dem Wasser sind Boote unterwegs. Im Kanal vor dem Bauhaus Museum findet ein Drachenbootrennen statt.

18:25 Uhr

Wirtschaftliche Interessen contra Naturschutz?, 20 Min

// Impuls

Guido Puhlmann, Biosphärenreservat Mittelelbe

Die Elbe ist der letzte große noch relativ naturnahe Fluss in Deutschland und mit ihren Auen ein Zentrum der Artenvielfalt. Kann das Ziel, die Elbe zu einer ganzjährigen Wasserstraße zu machen, erreicht werden? Die intensiven Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte haben der Güterschifffahrt nicht genutzt, der Flusslandschaft jedoch geschadet.

18:45 Uhr

Flooded McDonalds, 40 Sek

// Film, SUPERFLEX

18:46 Uhr

Neue Mulde und Wasserreinigungsgärten

// Impuls

Ulrike Antonia und Leo Sztatecsny, Landschaftsarchitekturbüro interplan, 20 Min

Das Projekt „Neue Mulde“ ist in den 1990er Jahren von Ulrike Antonia und Leo Sztatecsny zusammen mit dem Land-Art Künstlerpaar Helen Mayer und Newton Harrisson im Rahmen des Bauhaus-Projekts „Industrielles Gartenreich“ entwickelt worden. Die Idee war, den durch die Braunkohle-Tagebaue gestörten Wasserhaushalt in der Region durch Maßnahmen wie die Reparatur des Muldelaufes und mittels Wasserreinigungsgärten an den Tagebaurändern gesunden zu lassen.  Damit wird ein Beitrag aus der jüngeren Bauhaus-Geschichte wieder ins Bewusstsein geholt und mit aktuellen Fragen verbunden: Was war damals das Konzept, warum wurde es nicht realisiert? Warum wäre es aus heutiger Perspektive richtig gewesen?

19:10 Uhr

As Close as We Get, 4:56 Min

// Film, SUPERFLEX

19:15 Uhr

Wasserexperimente, 20 Min

//Interaktives Format

Zugleich

Essen und Trinken

Wassersuppe und Wasserverkostung

Beyond the End of the World, 1:27 Min

// Film, SUPERFLEX

Wie weiter? Aktuelle Trends und Projekte

// Diskussion

Abwasser, Trinkwasser, Grundwasser, Grauwasser … Wasser ist ein Gemeingut. Der gemeinsamen Aufgabe, es zu schützen und zu schonen, zu recyceln oder zu reinigen widmen sich unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure. Aktuelle Trends und Beispiele aus der Praxis stellen wir vor und diskutieren darüber.

Erwin Nolde, Grauwasserrecycling in Berliner Studentenwohnheim als Pilotprojekt, 15 Min

David Schacht, Wasserwerk der Zukunft e.V., 15 Min

Katharina Müller, Finizio Future Sanitation, Eine Zukunft ohne Wasserklo, 15 Min

 

Nächste Freitagsgruppe: 14 Juni 2024, 18 Uhr > Kunst + Umwelt (in Kooperation mit OSTEN – Festival in Bitterfeld-Wolfen)