wir erkennen
in jeglicher lebensrichtigen gestaltung
eine organisationsform des daseins.
wahrhaft verwirklicht
ist jede lebensrichtige gestaltung
ein reflex der zeitgenössischen gesellschaft.
„junge menschen kommt ans bauhaus!“ – So lautet der Titel einer Werbebroschüre aus dem Jahr 1929, mit der Hannes Meyer als zweiter Bauhausdirektor junge Menschen zum Studium an das Bauhaus Dessau locken wollte.
Eingeleitet wird die Broschüre von einem programmatischen Text und einem Portraitfoto von Hannes Meyer. Durch die Gedichtform des Texts, die unverstellte Direktheit des Blicks und die extrem reduzierte Sachlichkeit der typografischen Gestaltung wird die Ansprache ganz persönlich und emotional. Intensiv und unmittelbar vermittelt Hannes Meyer hier seine Haltung und Sicht von einer kollektiven Gestaltung als ein Werkzeug für ein besseres Leben der Massen und als die zentrale Aufgabe des Bauhauses unter seiner Leitung.
Georg Leidenberger (Professor für Geschichte des 20. Jahrhunderts, Autonome Metropolitan Universität, Mexiko-Stadt) wird live per Video aus Mexiko-Stadt zugeschaltet und in einer hybriden Veranstaltung mit Regina Bittner und Werner Möller (beide Stiftung Bauhaus Dessau) über Hannes Meyer als einen führenden Vertreter der sogenannten „radikalen Moderne“ sprechen. Eine Bewegung, welche funktionalistische Prinzipien mit denen der politischen Linken verband. Meyers professionelles Wirken war in diesem Kontext, so Leidenbergers These, eng mit seinem privaten Leben verknüpft. Ein Leben, welches stets geprägt war von der Ambivalenz einer Suche nach persönlicher Freiheit und den Werten des Kollektivs, wie auch den Ereignissen des 20. Jahrhunderts zwischen Demokratie und Totalitarismus, Krieg und Exil.
Georg Leidenberger ist Professor für die Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Autonomen Metropolitan Universität in Mexiko-Stadt sowie Spezialist der Architekturgeschichte, urbanen Gesellschaft und Politik. Im Herbst 2023 erschien im Peter Lang Verlag die von ihm verfasste Biografie „Architect Hannes Meyer and Radical Modernism“.