Das Kreismuseum Bitterfeld besitzt eine schwarze Kiste mit Herbarien aus dem Jahr 1931. Diese von dem Botaniker Hans Weber zusammengestellte Sammlung ist ein Inventar der Flora, die in der nahe gelegenen Goitzsche, einem bewaldeten Auengebiet, gesammelt wurde. Es dauerte nicht lange, bis die hier gesammelte Pflanzenwelt der Nachfrage der Gesellschaft nach Braunkohle weichen musste.
Ausgehend von den Herbarien verwebt „Vegetation unter Strom“ Geschichten über die von Energie geprägte Landschaft Bitterfelds mit dem modernen Erbe des Bauhauses. Anhand von Archivdokumenten, physischen Eingriffen und Feldstudien schlägt das Buch eine neue Lesart des modernistischen Bauhaus-Mottos „Licht! Luft! Sonne!‘ in eine neue Lesart umgewandelt: „Wärme! Atem! Wachstum!‘ Das Buch zeigt so die Schattenseiten der Ressourcengewinnung und Umweltzerstörung in der sauberen Moderne auf und identifiziert gleichzeitig Bewegungen, die auf der Suche nach einer naturbasierten Kultur sind, die sich durch Sorgfalt und Verantwortung auszeichnet.