Triennale der Moderne 2013 – Zerstörte Vielfalt

Im Juli 1933 löste sich das Bauhaus endgültig auf. Was in Weimar hoffnungsvoll begann, in Dessau zur vollen Entfaltung gelangte, wurde in Berlin zu Grabe getragen. Es war nicht nur die weltbedeutende Hochschule für Gestaltung, die dem Druck der Nationalsozialisten nicht länger standhielt, es waren eine avantgardistische Idee und eine gesellschaftliche Haltung, die als links und "kulturbolschewistisch" diffamiert, im Hitlerstaat keine Rolle mehr spielen sollte. Viele intellektuelle Vordenker und Vertreter der Moderne emigrierten, wenige nur arrangierten sich mit den neuen Machthabern. Was blieb, war eine gedankliche Leere vor den Hinterlassenschaften einer gebauten, aber abgebrochenen Moderne. Die einst gepriesene Vielfalt war zerstört. Genau unter diesem Motto blickt nun 80 Jahre später eine Initiative auf das weltberühmte Erbe der Architekturmoderne, die vom Berliner Bauhausarchiv, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Klassik Stiftung Weimar sowie den jeweiligen Städten getragen wird. An drei Herbst-Wochenenden zwischen dem 27. September und dem 13. Oktober sollen in den beteiligten Städten die Türen der UNESCO-Welterbestätten weit offenstehen. Beim Festival "Triennale der Moderne" soll dann 2016 anlässlich des 90. Geburtstages des Bauhausgebäudes Dessau im Fokus stehen, 2019 wird dann das 100. Bauhaus-Jubiläum – ausgehend von Weimar – gefeiert.

L A B O R   D E R   M O D E R N E :  D E S S A U 

Als das Bauhaus 1925 nach Dessau kam, wurde aus dem Anspruch, Gesellschaft gestalten zu wollen, Wirklichkeit. So drückte das Bauhaus der Stadt nicht nur architektonisch seinen Stempel auf, sondern beteiligte sich an einer Vielzahl von Projekten – von der Stadtinformation bis zur Bibliothek, vom Theater bis zum Schwimmbad. 

Die Bauhausstadt Dessau wurde zu einem einzigartigen LABOR DER MODERNE im 20. Jahrhundert. Nur hier lässt sich Bauhausarchitektur von Walter Gropius bis Hannes Meyer in ihrer ganzen Vielfalt erleben, die Revolution der Luftfahrt durch Hugo Junkers verstehen und den Anfängen des großen Komponisten Kurt Weill nachspüren. Unter den Nazis wurde dieses verheißungsvolle  LABOR DER MODERNE zu einem Lieferanten der Vernichtungsmaschinerie. Die gedankliche Vielfalt war zerstört. 

Die „Triennale der Moderne“ widmet sich achtzig Jahre nach der Schließung des Bauhauses der Architekturmoderne in Berlin, Dessau und Weimar, zeigt aber auch, wie die Ideen der Moderne pervertiert wurden. Das dreiteilige Festival wurde an drei Herbstwochenenden in den genannten Städten ausgetragen, vom 11. bis 13. Oktober 2013 war Dessau die letzte Station. 

Alle Bauhausbauten und andere Stätten der Moderne standen Besuchern offen, es gab Führungen zum Wirken von Junkers und den dunklen Seiten der Stadtgeschichte wie der Produktion von Zyklon B, aber auch Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Workshops. Ein Höhepunkt war der Auftritt des amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind, der darüber sprach, wie das Bauhaus trotz der Vertreibung durch die Nationalsozialisten die Welt beeinflusst hat. 

Die „Triennale der Moderne“ untersucht den Schaden und den Verlust von Kreativität und geistiger Freiheit, der dabei entstand, erinnert an individuelle Schicksale und zeigt, welche Aktualität viele der Fragen heute noch haben.