Ronny Schüler:
Jüdische Bauhäusler und die Arbeiterbewegung in Israel
Der jüdische Aufbau im britischen Mandatsgebiet Palästina steht im Zeichen des Zionismus – einer facettenreichen, widersprüchlichen und keineswegs monolithischen Nationalbewegung. Besonders in Osteuropa fand der sogenannte Labour Zionism eine große Anhängerschaft und setzt sich im Palästina der 1920er-Jahre als bestimmende politische Kraft durch. Auf junge, sozialistisch gesinnte Juden aus Osteuropa übte scheinbar vor allem das Dessauer Bauhaus eine besondere Anziehungskraft aus. Mit Arieh Sharon, Shmuel Mestechkin und Munio Weinraub studierten hier drei Protagonisten der Architekturmoderne Palästinas. Überdies zählte Weinraub zum Umfeld der Kostufra, ebenso wie Selman Selmanagić, der in den 1930er-Jahren in Jerusalem arbeitete.
Der Beitrag lotet den Facettenreichtum der jüdischen Arbeiterbewegung in Palästina und Israel aus und betrachtet die Lebenswege der sozialistisch gesinnten Bauhäusler aus dem Umfeld der Kostufra in der Zeit nach ihrer Emigration.
Ronny Schüler war zwischen 2014 und 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theorie und Geschichte der modernen Architektur. Sein Studium der Architektur absolvierte er an der Bauhaus-Universität Weimar und am Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago (USA). Über seine Forschungs- und Lehrtätigkeit hinaus arbeitet er als freier Mitarbeiter bei der Klassik Stiftung Weimar, mit dem Schwerpunkt Architektur und Design des frühen 20. Jahrhunderts. Zu seinen Forschungsinteressen zählen die Geschichte und Rezeption des Bauhauses, die Architekturmoderne und der Stildiskurs im Britischen Mandatsgebiet Palästina, Kulturtransfer und Emigration sowie Avantgardezeitschriften als Medien des globalen Architekturtransfers.