Wasserkultur

// Symposium und Vorträge
Sa, 8. Okt 2022, 11 – 14 Uhr
Aula im Bauhausgebäude

In den 1920er und 1930er Jahren hatte die Technisierung der häuslichen Wasserversorgung insbesondere außerhalb von Großstädten gerade erst begonnen. Nur wenige Wohnhäuser waren an die Kanalisation oder an das Trinkwassernetz angeschlossen. Durch die fortschreitende sanitäre Ausstattung von Gebäuden veränderten sich die damit verbundenen Lebensgewohnheiten der Körper-, Wäsche- und Wohnungspflege sowie die Wassernutzung. Im Rahmen des Symposiums werden Bauten der Moderne beleuchtet, Hugo Junkers als Pionier der Warmwasseraufbereitung vorgestellt sowie heutige Aspekte der Wasserversorgung erläutert.                                        

Begleitend gibt es Wasser satt aus der Trinkwasserbar der Stadtwerke Dessau.


V o r t r ä g e

Andreas Schwarting
Professor für Baugeschichte und Architekturtheorie
Hochschule Konstanz

Alles fließt – Wasser und Architektur im Werk des Bauhausschülers Hermann Blomeier

In der Architektur der funktionalistischen Moderne kommt dem Wasser zumeist eine untergeordnete Funktion zu – als Bestandteil einer leistungsfähigen Infrastruktur, die der Hygiene und dem Komfort dient. In der Architektur des Dessauer Bauhauses und später auch in der Architektur seiner Schüler tritt jedoch noch ein weiterer, wesentlicher Aspekt hinzu. Am Beispiel von Hermann Blomeier, einem Bauhausabsolventen und Schüler Mies van der Rohes, soll gezeigt werden, wie der kulturelle Aspekt des Wassers architektonisch umgesetzt wird. Dabei geht es insbesondere um die Bauten der Bodensee-Wasserversorgung, die heute rund vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser beliefert. Durch die funktionale Eleganz der Bauten sowie die Einbindung von Freiraumplanern wie Walter Rossow und Künstlern wie dem Berliner Ehepaar Matschinsky-Denninghoff entstand am Bodensee ein herausragendes bauliches Ensemble, das sensibel in die Landschaft eingebunden ist und sich überzeugend mit dem Urelement des Wassers auseinandersetzt.


Frank Kreißler
Leiter Stadtarchiv Stadt Dessau-Roßlau

„Alle Tage Badetage“.
Hugo Junkers und die Modernisierung der Warmwasserversorgung.

Die Industriegeschichte Dessaus ist in starkem Maß mit Hugo Junkers (1859–1935) und seinen Unternehmen verbunden. Vor allem die Flugzeuge, aber auch die Motoren, Stahlbauten und wärmetechnischen Erzeugnisse der Junkerswerke gehörten weltweit zur Spitze der technischen Entwicklung. Die Grundlagen seines Erfolges legte Hugo Junkers mit seinen Innovationen in der Thermo- bzw. Heiztechnik.

Der junge Thermotechniker Hugo Junkers war 1888 auf Initiative des Oberingenieurs und späteren Generaldirektors der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft Wilhelm Oechelhaeuser jun. (1850–1923) nach Dessau gerufen worden, um an der Entwicklung leistungsstarker Gasmotoren mitzuwirken. Bei seinen Versuchen im Rahmen der Gasmotorenentwicklung erkannte Hugo Junkers die Bedeutung der fortlaufenden Heizwertbestimmung des Gases und konstruierte mit dem Kalorimeter als Erster ein Messgerät hierfür. Das Kalorimeter war der Ausgangspunkt für alle weiteren wärmetechnischen Geräte, die Hugo Junkers entwickelte und herstellte. Hierzu gehören unter anderem Gaswarmwasserbereiter, Gasheizöfen, Niederdruck-Dampfheizungs-Anlagen, Heißwasser-Stromautomaten und elektrisch beheizten Warmwasserapparate. Diese wärmetechnischen Geräte und Anlagen wurden in seiner 1895 gründeten Firma Junkers & Co. in einer reichen Produktpalette hergestellt. Zahlreiche technische Innovationen sorgten dafür, dass die Erzeugnisse von Junkers & Co. günstig herzustellen, leicht zu montieren und zu handhaben waren und hohen Qualitätsansprüchen standhielten. In zahlreichen Haushalten, im gewerblichen und industriellen Bereich und in öffentlichen Gebäuden kamen sie zum Einsatz. Insbesondere die Junkersthermen galten als Inbegriff von Komfort und wurden in vielen Haushalten nachgerüstet oder im Neubau eingebaut. Auch Bauhausbauten in Dessau wurden mit Wärmetechnik von Junkers ausgestattet.

Hugo Junkers nutzte sehr vituos alle damaligen Möglichkeiten der Produktwerbung. Mit dem Werbeslogan „Heisses Wasser überall“ trug er in den 1920er Jahren viel dazu bei, die Hygiene national und international zu verbessern. Seine Gas-Badeöfen bewarb er 1928 sehr erfolgreich mit dem Werbespruch „Gas-Badeofen. Junkers. Alle Tage Badetage“.

Der Vortrag wird einen Überblick über die Unternehmensgeschichte von Junkers & Co. geben, die technische Entwicklung der wärmetechnischen Geräte und Anlagen darstellen, deren Einsatzorte  und Einsatzgebiete vorstellen sowie Werbeaktivitäten in den Blick nehmen, mit denen Hugo Junkers seine Erzeugnisse so erfolgreich vermarktete.


Matthias Basener
Geschäftsbereichsleiter der Deswa GmbH/ Stadtwerken Dessau

„Dessauer Wasser“

„Moderne Lebensqualität war und ist immer auch mit einer leistungsfähigen Trinkwasserver- und Abwasserentsorgungsinfrastruktur verbunden. Deshalb freuen wir uns, dass die Triennale im Themenkomplex  „Wasserkultur und Hygiene“ auch diese interessante Facette der Moderne aufgreift“, betont Matthias Basener. Im Rahmen des Symposiums Wasserkultur geben die Stadtwerke Einblicke in die komplexen Strukturen der Trinkwasserversorgung und blicken auf strategische Lösungsansätze, um die Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser auch künftig nachhaltig und zukunftsfähig auszurichten.


Adresse:
Bauhausgebäude, Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau