Bauhaus Museum Dessau
Bauhaus Museum Dessau

Das Bauhaus Museum Dessau ist ein Haus im Haus – ein scheinbar schwebender Riegel aus Beton in einer gläsernen Hülle. In einem offenen internationalen Wettbewerb überzeugten addenda architects Ende 2015 mit ihrem Konzept die Jury. Der Entwurf des jungen Architekturbüros aus Barcelona war eine von 831 Einreichungen aus der ganzen Welt. Die Architektur zeichnet sich durch große Klarheit und Schlichtheit aus.

Zur städtebaulichen Lage

Inmitten von Dessau gelegen, bildet das Bauhaus Museum Dessau sowohl eine Grenze als auch eine Verbindung zwischen Stadt und Natur, zwischen Einkaufszentrum und öffentlichem Park. Je nach Lichtverhältnis spiegelt sich die Umgebung unterschiedlich stark in der Glasfassade oder erlaubt Durchblicke. So verstärkt das Gebäude gleichermaßen die Beziehungen zur Stadt wie zum Naturraum.

Dauerausstellung in der Black Box

Zentral ist die sogenannte Black Box im Obergeschoss. Dabei handelt es sich um einen aufgeständerten, in sich geschlossenen Kubus aus Stahlbeton. Um die Exponate zu schützen, wurde im Ausstellungsraum aus konservatorischen Gründen auf den Einsatz von Tageslicht verzichtet.

 

Auf 1.500 Quadratmetern bieten sich dadurch optimale klimatische Bedingungen für die Präsentation der empfindlichen Sammlungsobjekte. Die Black Box ist circa 100 Meter lang, 18 Meter breit und schwebt allgegenwärtig fünf Meter über den Köpfen der Besucher*innen.

 

Bei der statisch herausfordernden Konstruktion orientierten sich addenda architects am Brückenbau. Der schwarze Baukörper liegt lediglich auf zwei 50 Meter voneinander entfernten Treppenkernen auf. Beide Enden kragen circa 18 Meter aus.

Das Erdgeschoss

An den äußeren Enden, hinter den Treppenkernen, befinden sich im Norden die Kunstgutanlieferung, Büroräume sowie die Kunstvermittlung und im Süden ein Raum für Wechselausstellungen. Zwischen den Treppenkernen ist heute die „Raumbühne“ des Architekturbüros Meyer-Grohbrügge geplant. Diese raumgreifende Struktur besteht aus zwei großformatigen Wänden und einer Plattform, die sich langsam drehen; sie soll wechselnde Präsentationen historischer und zeitgenössischer Kunst ermöglichen. Bis Ende 2024 ist ein Stellvertreter der künftigen Raumbühne zu sehen. In dieser Zeit wird über die Entstehung und Umsetzung des experimentellen Baus informiert.

 

Darüber hinaus befinden sich im Foyer die Museumskasse, das Museumscafé und der Museumsshop. Der Raum bietet gleichzeitig ausreichend Platz für diverse Veranstaltungen und dient als Begegnungsort. Im Rahmen von Kunst am Bau wurde die künstlerische Arbeit Lichtspielhaus von Lucy Raven umgesetzt. Als öffentliche Performance verändert diese in unregelmäßigen Abständen ihr Erscheinungsbild.

Farbige Glasscheiben im Bauhaus Museum Dessau – von Sonnenstrahlen beschienen.
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Kunst am Bau, Lucy Raven: Lichtspielhaus, Bauhaus Museum Dessau, 2019
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2019 / OSTKREUZ

Die Hülle

Eine vierseitig umlaufende Glasfassade bildet die äußere Hülle des Museums. Addenda architects sprechen von einer Art „Wintermantel aus Glas“. Die Glasfassade dient dem Schutz und öffnet den Blick nach außen. Die Architekten arbeiten bei der Fassade bewusst mit Wiederholung und Rhythmisierung in einem 2,10 Meter breiten Raster.

 

Während sich die Maße der Black Box aus der Vorgabe für die Größe der Ausstellungsfläche ergaben, standen die Außenmaße des Gebäudes nicht von Beginn an fest. Konzeptionell entscheidend waren hier ökonomische Faktoren, welche die endgültige Größe der Außenhaut bestimmten.

Das Dach

Als grüne Erweiterung des Stadtparks wurde das flache Dach des Museums bepflanzt, wobei das Regenwasser zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden kann. Die Pflanzen tragen dazu bei, das Gebäude energetisch zu optimieren.

Runde Lüftungsöffnungen auf dem begrünten Dach des Bauhaus Museums Dessau.
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Lüftung auf dem Dach des Bauhaus Museums Dessau.
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2020 / OSTKREUZ

Die Klimatisierung

In der großen Fußbodenfläche ist eine Wasserleitung verlegt. Der Fußboden wird im Winter mit heißem Wasser beheizt und im Sommer mit unbeheiztem Wasser gekühlt. Über die Lüftungsöffnungen im Sockel und Dach der Glashaut strömt außerdem ständig frische Luft durchs Gebäude. Diese Luft wird dann je nach Jahreszeit über den Boden gekühlt oder erwärmt. Dieses Prinzip entspringt der Idee eines traditionellen andalusischen Patios (bepflanzter Innenhof) im Süden Spaniens.

 

Die Fassade besteht aus einer Dreifachverglasung mit Sonnenschutzglas und vielen bedruckten Schichten, die vor Wärme schützen. Hinter der Fassade sorgt der Umluftstrom für eine Belüftung. Die Vorhänge haben darüber hinaus auf der Außenseite eine innovative metallische Beschichtung, die das Sonnenlicht nach außen reflektiert und nach innen für Kühle sorgt.

 

So entstand innerhalb von nur knapp zweieinhalb Jahren Bauzeit ein 105 Meter langes, 25 Meter breites und 12 Meter hohes Gebäude. Für die Fassade wurden insgesamt 571 dreifachverglaste Scheiben verbaut, die Wärmeschutz, Sonnenschutz, Vogelschutz und Sicherheit für die ausgestellte Kunst bieten.

Die Architekt*innen

Addenda architects (Roberto González, Anne Hinz, Cecilia Rodríguez, Arnau Sastre, José Zabala) sind ein junges, auf Zusammenarbeit ausgerichtetes Architekturbüro aus Barcelona. In der Vielfalt ihrer Designpraxis spiegeln sich die Verschiedenheit der Teammitglieder sowie die jeweils besonderen Bedingungen des konkreten und kulturellen Umfelds, in dem sie arbeiten, wider.

Schatten auf dem Fussboden im Bauhaus Museum zieht geometrische Linien.
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Bauhaus Museum Dessau, Architekten: addenda architects, 2019
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2019 / OSTKREUZ