„Brief an eine Turteltaube“.
Filme von Künstler*innen aus der Ukraine

// Filmabend
Do, 19. Mai 2022, 18 Uhr
Bauhaus Museum Dessau

Die Stiftung Bauhaus Dessau organisiert aus Solidarität mit den Menschen in der Ukraine am einen Filmabend mit Filmen ukrainischer Künstler*innen. Die Filme werden eingeführt von der ukrainischen Künstlerin und Filmemacherin Dana Kavelina. Anschließend spricht sie mit Torsten Blume über ihre eigene filmische Arbeit. Der Eintritt ist frei. Es wird jedoch eine Spendenaktion organisiert. Der Erlös wird gespendet für medizinische und humanitäre Hilfe in der Ukraine und für die Unterstützung von Menschen, die durch die Folgen des Krieges vertrieben wurden.

Jeder Film des Programms befasst sich mit einem anderen Fragment des Lebens in der Ukraine, einem anderen Raum, in dem Gewalt und die Art und Weise, wie mit ihren Folgen umgegangen wird, nachhallen. Diese Räume können privat oder öffentlich sein, eine gemeinsame Geschichte oder eine persönliche Erinnerung, mentale Räume oder Landschaften. Die Autor*innen der Filme beleuchten eine Gesellschaft, die zum einen seit 2014 mit einem Kriegsgebiet im Osten konfrontiert war und gleichzeitig die Positionen zu ihrer Geschichte und ihren politischen Ausrichtungen überarbeitet hat.

Ein Solidaritätsfilmprogramm eines Peer-to-Peer-Netzwerks von Künstler*innen, die in der Ukraine, Belarus, Russland und Europa leben – initiiert von Mikhail Lylov.


Programm

Letter to a Turtledove
>> Dana Kavelina, Ukraine 2020, 20 min. Russische OV mit englischen Untertiteln
Letter to a Turtledove ist eine künstlerische Überarbeitung von Found Footage-Material, das nach 2014 während des Krieges in der ukrainischen Donbass-Region aufgenommen wurde. Durch Zwischenschnitte zu animierten Segmenten ihrer eigenen grafischen Arbeit, inszenierten Szenen und Archivbildern aus den 1930er Jahren schafft Kavelina aus dem Material ein surrealistisches, feministisches Antikriegs-Filmgedicht. „Ursprünglich war Letter to a Turtledove als Hörspiel konzipiert. Das Wort "Brief" bezieht sich in diesem Fall auf ein Funksignal oder einen Anruf, der an eine Frau in den besetzten Gebieten gerichtet ist – eine Nachricht, die von jemandem auf der anderen Seite der Frontlinie abgefangen wird.“ (Dana Kavelina, 2020)

So They Won't Say We Don't Remember
>> Yarema Malashchuk/Roman Himey, Ukraine 2020, 24 min. ohne Dialog
Die Videoarbeit befasst sich mit den verborgenen und sichtbaren Elementen der postindustriellen Landschaft des Donbass. In dem Film folgen Einheimische und Künstler*innen an der Oberfläche einem der unterirdischen Wege der Novator-Mine.

In Memory of Antonina Nikolayevna on Lost Love
>> Oleksandr Steshenko/Kateryna Libkind/Roman Himey/Yarema Malashchuk/Pavlo Yurov, Ukraine 2020, 30 min. Russische OV mit englischen Untertiteln
In Memory of Antonina Nikolayevna on Lost Love basiert auf einem Drehbuch von Oleksandr Steshenko – einem Menschen mit Down-Syndrom und einem großen Liebhaber von Soap Operas. Der Film nutzt Techniken der Entfremdung, um ein leidenschaftliches Liebesdrama zu erzählen, das wegen den Konventionen einer “normalen” Gesellschaft in Rache und häusliche Gewalt eskaliert.

NO!NO!NO!
>> Mykola Ridnyi, Ukraine 2017, 22 min. Russische OV mit englischen Untertiteln
Die Hauptfiguren dieses Films sind junge Menschen aus Kharkiv, einer Stadt im Osten der Ukraine. Sie sind Anfang zwanzig, als 2014 der Krieg in der benachbarten Region Donbass ausbricht. Die Nähe zum Krieg wirkt sich auf jede der Figuren und ihre Aktivitäten aus. Die Protagonist*innen reagieren auf die politischen Ereignisse durch ihre spezifischen Beziehungen zum städtischen Raum und der Realität der sozialen Medien.

Die Künstlerin

Dana Kavelina (geb. 1995) ist eine Künstlerin und Filmemacherin, die sich vor allem mit den mythischen, propagierten Elementen von Industrie, Orthodoxie, Krieg und Umwelt beschäftigt. Sie arbeitet mit Animation, Film, Text, Grafik und Installation. Sie wurde in Melitopol geboren und lebt in Kiew, Ukraine. Sie ist Absolventin der Abteilung für Grafik an der Nationalen Technischen Universität der Ukraine (Kiew). Ihre Werke wurden u.a. im Kmytiv Museum (Kmytiv), im Closer Art Center (Kiew), in der Voloshyn Gallery (Kiew) und im Haus der Kunst München ausgestellt. Ihr Film Letter to a Turtledove (2020) wurde in das von Oleksiy Radynski für e-flux kuratierte Programm War and Cinema aufgenommen. Sie wurde vom Internationalen Filmfestival Odesa und dem Internationalen Animationsfilmfestival KROK ausgezeichnet. Zur Zeit ist sie Artist in Residence am Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe.