Ausstellung: „Auf Reserve: Zur Architektur des Reservoirs“

- Ausstellung verlängert bis 19. Januar 2015.
- Das Bauhaus Lab 2014 präsentiert ab dem 14. November bis zum 5. Januar 2015 die Ergebnisse seiner interdisziplinären Recherche zum Verhältnis von Architektur, Haushalten und Landwirtschaft
- Abschlusspräsentation fand am 14. November um 11 Uhr statt
- Ort: Bauhausgebäude, Raum 222, dann täglich 10 - 17 Uhr
Was offenbaren „Architekturen des Lagerns“ wie Kornsilos und Lagerhallen über vergangene und aktuelle Prämissen in Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion? Welche Rolle spielen Aufbewahrung und Vorratssicherung im modernen Haushalt? Wie und wo wird im Zeitalter von Profitabilität, Optimierung und weltweitem Ressourcenmangel in der Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts gelagert und gespeichert? Mit diesen und weiteren Fragen zum Verhältnis von Architektur und Landwirtschaft beschäftigte sich das Bauhaus Lab 2014 der Stiftung Bauhaus Dessau unter dem Titel „Auf Reserve: Zur Architektur des Reservoirs“ im Rahmen eines dreimonatigen Forschungsprogramms.
Die Ergebnisse wurden am 14. November im Rahmen einer Abschlusspräsentation und einer Ausstellung vorgestellt, die bis zum 5. Januar im Dessauer Bauhausgebäude zu sehen ist. Als Gastkritiker waren der Direktor des Schweizerischen Architekturmuseums, Hubertus Adam, und Nis Romer, Dozent an der dänischen Kunsthøjskolen i Holbæk vor Ort, die die Abschlusspräsentation des Labs begleiteten. Das Bauhaus Lab ist ein postgraduales Programm für Architekturforschung, das sich als Plattform kollaborativen Lernens, Forschens und Gestaltens versteht. 2014 fand es zum zweiten Mal unter der Leitung von Dr. Regina Bittner mit sieben ausgewählten internationalen TeilnehmerInnen verschiedener Disziplinen statt.
Fotos: Tassilo C. Speler, Stiftung Bauhaus Dessau, 2014.
Ausgangspunkt des Programms bildete ein historischer Bilderdialog: Walter Gropius veröffentlichte 1925 in dem Buch „Internationale Architektur“ neben den Meisterhäusern in Dessau amerikanische Kornsilos in Buffalo. Die Faszination für die monumentalen Bauten am Eriesee teilte er mit Le Corbusier und Erich Mendelsohn. Die Architekten des Neuen Bauens verbanden mit den Kornsilos Amerikas den Ausdruck „neuen Formwillens“, interessierten sich aber weder für deren Funktion noch die Rolle, die die Bauten im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft und im weltweiten Getreidehandel innehatten.
Die Ausstellung beginnt mit Buffalo. Anhand historischer Dokumente und Diagramme werden die großen Kornsilos als Agenten einer Modernisierung der Nahrungsmittelproduktion eingeführt. Zu Wort kommen auch die heutigen Bewohner von Silo-City, Silobetreiber und Touristenführer, die von den LabteilnehmerInnen während ihrer Exkursion in Buffalo interviewt wurden. Wieweit diese Umbrüche in der Erzeugung und Lagerung von Getreide unmittelbar die häusliche Sphäre veränderten, ist Gegenstand des zweiten Ausstellungsteils. Die radikale Trennung zwischen Produktion und Konsum von Lebensmitteln hat die häuslichen Vorratspraktiken transformiert. Am Beispiel neuer Gegenstände des Lagerns in der Küche – wie der 1927 erfundenen „Haarer Schütte“ für die Frankfurter Küche oder der Frischhaltedosen - erzählt die Ausstellung vom Wandel des häuslichen Lagerns.
Gegenwärtige Politiken des Lagerns reflektiert das Bauhaus Lab im dritten Teil seiner Ausstellung u. a. am Beispiel der Global Seed Banks – globale Getreide-, Reis-, Sojasamenreservoirs, die in Zeiten von Klimakatastrophen, Ressourcenknappheit und genmanipulierten Nahrungsmitteln im Kontext einer internationalen Agrarindustrie der Menschheit das Überleben sichern soll. Damit will das Bauhaus Lab auch einen Beitrag zum kritischen Neudenken des Verhältnisses zwischen Architektur und Landwirtschaft leisten.
Die Ausstellung „Auf Reserve: Architekturen des Reservoirs“ verweist zudem auf die im kommenden Jahr stattfindende internationale Haushaltsmesse in der Meisterhaussiedlung, wo das Lagern und Speichern einer der Themenschwerpunkte des interdisziplinären Kunst- und Forschungsprojektes „Haushalten“ der Stiftung Bauhaus Dessau sein wird.
- Team Bauhaus Lab 2014: Dr. Regina Bittner, Michael Zinganel, Dr. Katja Szymczak, Philline Schneider
- TeilnehmerInnen Bauhaus Lab 2014: Christopher McDonnell (Irland); Dan Dorocic (Kanada); Irina Goryacheva (Russland); Jennifer Heinfeld (USA); Alison Hugill (Kanada), Sophia Branco (Portugal); Iris Lacoudre(Frankreich)
Das Projekt wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, Bauhaus Dessau e.V. und DVG
- UncubeMagazine.com berichtete wie folgt - ein faszinierender Erfahrungsbericht von Alison Hugill:
http://www.uncubemagazine.com/blog/14820951